Ein verrückter Sport

191. Kolumne  “ Wir rufen Günther Koch“

NEUMARKTER TAGBLATT/MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
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PRINT vom Montag 29.02.:

Derbysieg! Nach fast acht Jahren. Am 23. November 2008 schoss Christian Eigler ein unvergessliches Siegtor kurz vor Schluss: genau oben in den Winkel ! Ein ehemaliger Fürther also.

Aus Fürth kamen schon spätere FCN-Meisterspieler oder Pokalsieger zum Club – wie zum Beispiel Tasso Wild. Also bitte nichts gegen die Fürther. Diesmal schoss, nein köpfte, nach Selbstvorlage per Heldenbrust Niclas Füllkrug kurz vor Schluss das Siegtor. Wieder vor der Nord-Kurve. Wieder oben ins Eck. Diesmal aber ins linke.

Diesmal, beim 260. Derby, versagten nicht meine überstrapazierten Club-Nerven, sondern mein Club-Bauch-Gefühl. Das Spiel lief vor 45 666 Zuschauern und jeder merkte, wie müde und ausgelaugt unsere FCN-Kicker den ausgeruhten Fürthern hinterher dackelten, fast kein Land sahen und schon nach sieben Minuten mit 0:1 hinten lagen. Unerklärlich diese Terminplanung der DFL.

Kurz vor der Halbzeit hatte ich fast keine Hoffnung mehr. Auch wegen offenkundiger Fehlpfiffe des Schiedsrichters. Dieses Thema hatte ich vor Wochen schon hier angeprangert. Aktuell denke ich da an den unerklärlichen Schwalben-Elfmeter vor (!) dem 16er gegen uns in Düsseldorf. Ohne diese mehrfachen eklatanten Fehl-Pfiffe hätte der FCN aufgrund der „wahren Tabelle“ elf (!) Punkte mehr auf dem Konto, wäre unangefochtener Tabellenführer, zehn (!) Punkte vor RB Leipzig…!

Gegenwärtig ist der FCN ehrenhafter Dritter, was aus diversen Gründen fast wie ein Wunder wirkt. Erstaunlich, was Trainer René Weiler und sein Team mit Co-Trainer Manuel Klökler, Athletik-Trainer Tobias Dippert, den Physios und Ärzten aus diesem Spielerkader herauskitzeln. Noch erstaunlicher bleibt für mich aber der Fußball-Ergebnis-Kampf als solcher. Tausende von Spielen habe ich live gesehen, live kommentiert oder auch selbst gespielt – freilich auf niedrigstem Niveau. Letzteres immer noch…

Doch immer und immer wieder bewahrheitet sich und erlebe ich folgenden Zauber und zugleich auch Schrecken des Fußballs: Ein Spieler kann der beste Mann sein, versagt aber mehrfach krass vor dem Tor. Einem anderen misslingt fast 90 Minuten lang so gut wie alles. Alle hatten mit seiner Auswechslung gerechnet und nicht mit der des famosen Sebastian Kerk nach seinem Zauber-Tor zum 1:1.

Doch kurz vor Schluss macht ausgerechnet dieser vormalige Fürther den nicht mehr erhofften Sieg-Treffer und geht so in die Club-Geschichte ein. Ohne dieses Tor hätten meine Kollegen dem guten Niclas Füllkrug die Note „Fünf“ geben müssen – jetzt mussten beziehungsweise durften sie ihm die Note „Drei“ oder gar „Zwei“ geben! Ein verrückter Sport!

Und verrückt sind wir doch alle, die wir diesem unberechenbaren Spektakel immer noch frönen. Also fahre ich alter Dackel am Dienstag nach Sandhausen. Dort bin ich dann vor allem auf meine Note für das Schiedsrichter-Gespann mehr als nur gespannt..

 

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6 Antworten zu “Ein verrückter Sport”

  1. Rosencrantz sagt:

    Schöne Kolumne!
    Ich finde es auch bemerkenswert, was Weiler aus diesem Team herausholt bzw. das Team auch selbst aus sich. Bravo und immer weiter, Jungs!

  2. Manfred sagt:

    „Kurz vor der Halbzeit hatte ich fast keine Hoffnung mehr.“

    Genau so habe ich es auch empfunden, wobei ich analog zum Ausgleich kurz vor der Halbzeit kurz vor dem Spielende dasselbe Gefühl hinsichtlich eines Sieges hatte. Der Clubda sgesamte Spiel zwar kämpfend, aber spielerisch völlig neben sich.

    Beide Tore fielen aus dem Nichts, aber dann, viel „schöner“ kannst du nicht gewinnen. Es war nach etlichen „Versuchen“ seit bald 20 Jahren mein erster Derbysieg, den ich nun endlich live im Stadion erleben durfte. Was für eine Freude!!!

    Zuvor bald 6 Stunden Stress auf der A3, Stau und stockender Verkehr vom Spessart bis zur Ausfahrt Fischbach, nur Dank des verspäteten Anpfiffs noch rechtzeitig im Stadion, wobei dann gleich noch die Fürther Führung mitanzusehen war.

  3. GueKo sagt:

    komm grad aus sandhausen…..
    Hab auch dort neues FCN-Mitglied geworben-
    als Foto-Gebühr…

  4. Manfred sagt:

    Sandhausen im August 2013, der Club scheidet nach Elfmeterschießen in der ersten Runde des DFB Pokals aus. Noch schmerzlich ist mir dieser Tag in Erinnerung, besonders weil ich die bittere Pleite vor Ort erleben musste. Rückblickend war es der Anfang eines langen Leidenswegs, der bald 2,5 Jahren andauern sollte und nunmehr endlich mit einer Serie von mind. 14 ungeschlagenen Ligaspielen in Folge (inklusive des Derbysieges) Vergangenheit ist.

    Deshalb empfand ich auch diesen Sieg, an dem ich eigentlich das ganze Spiel keinen Zweifel hatte als besonders schön.

    Kurios nun eine sich abzeichnende Konstellation, die uns wieder die Relegation bescheren könnte. Damit wieder dramatische Spiele mit einem möglicherweise höchst leidvollem Resultat als dem Ende eines phantastischen Laufs!? Damit gilt einmal wieder, dass es beim Club nie langweilig wird!

  5. GueKo sagt:

    Noch ist ALLES möglich-nur nicht verzagen!!!!

  6. Manfred sagt:

    Egal wie die Saison auch ausgeht, es gilt momentan, jeden Sieg oder auch jedes ungeschlagene Spiel voll zu genießen. Gerade nach all dem, was in den letzten Jahren zu ertragen war!!!

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