Schwarze Stunde

136. Kolumne: „Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung
Print-Ausgabe 28.02.2013
vgl.auch www.mittelbayerische.de

Am Samstag geht’s für den Club also wieder mal gegen Freiburg! Gegen den SC und nicht den FC Freiburg. Lang, lang ist’s her: 1. FCN gegen FC Freiburg war anno 1977 mein zweites Clubspiel als Radio-Reporter für den BR: vom Dach des Städtischen Stadions!
Was aus dem FC Freiburg geworden ist, weiß ich nicht. Aus dem SC, dem Sportclub Freiburg, allerdings ist mittlerweile einer der interessantesten Fußballvereine Deutschlands geworden. Jetzt stehen sie sogar im DFB-Pokal Halbfinale und zudem in der Bundesliga ganz weit oben. Mit nur 22 Gegentoren in 23 Punktspielen haben sie die zweitbeste Abwehr der ganzen Liga und außerdem eine blutjunge Mannschaft mit vielen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Toll!
„Denk’ ich an Freiburg in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!“ Der große Heinrich Heine möge mir bitte dieses Plagiat verzeihen. Der sensationelle Freiburger Sportclub bereitete allen Clubfans und mir als Reporter anno 1999 die dunkelste Stunde, die man sich als Fußballfan überhaupt vorstellen kann und das will bei den vielen Leidensgeschichten des 1. FCN eine Menge heißen. Es war ein brütend heißer 29. Mai 1999 und der Club als Tabellen-Zwölfter schien längst gerettet mit drei Punkten und fünf Toren Vorsprung gegenüber Frankfurt. Auch der VfB Stuttgart, der SC Freiburg, Hansa Rostock und Eintracht Frankfurt mussten alle punkten oder gar hoch gewinnen, um unseren geliebten 1. FCN überhaupt noch gefährden zu können. Keiner hielt das für möglich. Außer mir. Noch heute mach ich mir deshalb Vorwürfe.
Vielleicht war ich tatsächlich noch zu sehr gekennzeichnet von Barcelona und der grausamen Last-Minute-Niederlage des FC Bayern München im Champions-League-Finale gegen Manchester United, die ich 67 Stunden vorher über 93 Minuten lang mit meinem Kollegen Hans Peter Pull live im herrlichen Stadion Nou Camp übertragen hatte, ohne kurz vor Ende noch an eine mögliche Niederlage der Münchner zu denken, auch weil nur der „blöde linke Pfosten“ das 2:0 durch Scholl verhinderte.
Aber wieso hab ich Depp knapp drei Tage später von Anfang an, also schon in den ersten Minuten, im Radio davon gefaselt, dass der Club noch absteigen kann? Alle um mich herum hielten mich für verrückt! Nicht ganz zu Unrecht. Waren es wirklich nur die „graublauen dunklen Wolken, die sich da über dem Dutzendteich zusammenzogen“, die mich mahnten, argwöhnisch zu sein?
Warum verhinderte der „blöde linke Pfosten“ das 2:2 durch Nikl? Warum bin ich nicht mit dem Mikrofon und ohne Kabel in den Innenraum gestürzt, um die ahnungslosen Spieler und Zuschauer wachzurütteln, als ich wusste, dass wir „am Abgrund stehen? Nur noch zehn Zentimeter!“ Vor dem Spiel damals wurde der verletzte Club-Spieler Michael Wiesinger zum FC Bayern verabschiedet. Übermorgen ist dieser junge erfolgreiche FCN-Trainer gegen den SC Freiburg von der Bank aus aktiv! Bitte auch sehr gerne noch weitere Jahre !

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9 Antworten zu “Schwarze Stunde”

  1. Michael Fischer sagt:

    War das gegen den FFC nicht ein 4:0 mit einem Franz Heitzer (oder so ähnlich) als Schützen des vierten Tores (oder schoss der sogar zwei)?

  2. GueKo sagt:

    Weiß nicht mehr genau. Franz Heitzer hab ich später nochmal getroffen als er schon im Rollstuhl saß..

  3. GueKo sagt:

    hab nachgeschaut: 3:1 Täuber Jürgen, Eder, Zivaljevic /Gegentor Bruder!
    Franz Heitzer spielte etwa zwei Jahre später!!

  4. Michael Fischer sagt:

    Autsch! Da hätte ich besser hingucken sollen. 77 war ja die Aufstiegssaison nach den neun mageren Jahren.
    Da bist Du also eingestiegen. Ich kann mich noch an Ludwig Maibohm erinnern, als der Anfang 78 das 0:0 gegen Lautern kommentierte, wobei ihm aber immer wieder die Luft wegblieb.
    Also so richtig regelmäßig kamst Du dann aber erst später (ich muß da immer an Heitzer-Torschreie und ein 4:0 denken!?) zum Einsatz.

  5. GueKo sagt:

    Nein, es ging dann doch schon heftig los ab April 77.
    Ab Sommer 77 dann so gut wie jedes Wochenende ein, zwei, mitunter drei Aufträge – allerdings darunter viel Wasserball, Handball ,Feldhockey, Eisschnellauf, Boxen, Ringen, Fechten, Eishockey, Faustball,Radsport, etc und noch nicht sooo oft Fußball (41 Sportarten-alles außer Formel 1)..

  6. Guenther sagt:

    Lieber Michael,
    April 198o Freiburg mit JOACHIM LÖW!! (Beierlorzer stellte ihn kalt..)
    4:0 für die Cluberer, viertes Tor durch Franz Heitzer !!, davor Eder, Heidenreich, Szymanek

  7. Michael Fischer sagt:

    Wusst ich’s doch!!

    Übrigens, Du hast Rhönradturnen vergessen…

  8. GueKo sagt:

    und z.B. Eisstockweitschießen, Damen-Kraft-Dreikampf,Turnen (DM)!, Parallelslalom, Kajak-Einer,Teakwando, Judo, Karate, Korbball, Schach, Tennis, Tischtennis, Basketball (!), Bogenschießen, Orientierungslauf, Metz-Ralley, Triathlon, Ski-Langlauf, Skispringen (Stadionsprecher Garmisch-Partenkirchen),Schach (!),Cross-Läufe, Motorsegeln (EM) usw…..

  9. Michael Fischer sagt:

    Ich spiele selber Schach im Verein, aber als Reporter bist Du doch da die ärmste Sau! Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll.

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