Traum-Tor statt Traum-Frau

4.Kolumne in 2011 „Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung
siehe auch (mit Archiv) unter <mittelbayerische.de>

Traum-Frau? Gibt es nicht! Traum-Mann? Gibt es nicht. Jedenfalls nicht auf Dauer! Traum-Tor? Gibt es immer wieder. Auch beim Club! So wie am Samstag! Und das bleibt. Auf Dauer

Der Reporter ruft: „Eigler, hau drauf!“ Der haut aus 19 Metern einfach mal drauf und da ist es: das Traum-Tor nach 59 Minuten zum 1:0 gegen Leverkusen. Dabei wollten die da gerade erst anfangen, ernsthaft Fußball zu spielen!

Das widerwillige rechte Tor-Aluminium- Gestänge hilft nach bislang 13 hinterhältigen Abwehraktionen endlich mal dem 1. FC Nürnberg und das noch dazu auf traumhafte Weise. Drei Sekunden lang ist es still im Stadion, bis jeder kapiert, dass der Ball vom rechten Pfosten aus nach links drüben rein ins Dreieck und nicht wieder raus springt. Anders als im Jahre 1999 an selber Stelle am selben Nord-Tor der blöde linke Pfosten Nikls Schuss nicht rein ließ und sich danach Kuka und Frank Baumann gegenseitig behinderten.

Traum-Frauen und Traum-Männer vergilben irgendwann und werden oder sind gar zum Vergessen. Was nicht in der Natur der Sache liegt, sondern schlichtweg in der Natur. Traum-Tore jedoch vergisst man nie! Die selbst geschossenen sowieso nicht. Live erlebte oder geschilderte, beziehungsweise angesagte ebenso wenig.

So wie früher bei den Cluberern Thomas Brunner, Dieter Eckstein und Sascha Ciric oder auch den Bayern-Spielern Witeczek, Scholl, Klinsmann und Ballack. Zuletzt im Februar 2006 gegen Inter Mailand und Dida zum 1:0. Doch Michael Ballack, mittlerweile 34, und jetzt wieder zurück in Deutschland und zwar bei Bayer Leverkusen, wird es schwer haben, nach seiner langwierigen Verletzung wieder in Tritt zu kommen oder gar wieder als Kapitän für Deutschland aufzulaufen.

Als er am Samstag von Trainer Jupp Heynckes aus dem Spiel genommen wurde, nahm Ballack diese Entscheidung mannhaft sportlich und ohne Murren hin. Die dreckigen Pfiffe von 738 boshaften Dumpfbacken müssen ihm dagegen wirklich weh getan haben. Das hat der Mann, der den deutschen Fußball national und international stets gut vertreten hat, wahrlich nicht verdient!

Und über so was ärgere und für so was schäme ich mich als Nürnberger und als Franke immer noch. Genauso wie über völlig unangebrachte Begrüßungspfiffe gegen den ehemaligen Cluberer und immer vorbildlichen Spieler Stefan Kießling.

Die unerreichten Kurzdenker unter den Nürnberger Stadiongängern aber sind jene, die sich über jede Niederlage der Münchner Bayern freuen, selbst wenn – wie nach deren bedauerlichem 2:3 am Samstag beim 1. FC Köln – dadurch ein Mitkonkurrent um Platz 15 dem 1. FC Nürnberg näher kommt. Sieben Punkte Vorsprung auf Köln und den Relegationsplatz 16 sind kein Ruhekissen. Gerade deswegen war der 1:0-Sieg über die Konzern-Elf aus Leverkusen Gold wert und abermals eine sehr erfreuliche Überraschung.

Euer

Günther Koch

www.guenther-koch.de

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7 Antworten zu “Traum-Tor statt Traum-Frau”

  1. Michael Fischer sagt:

    Traumfrau kontra Traumtor – da ist der Meister des Wortwitzes mal wieder in seinem Element gewesen.

    Aber jetzt muß ich doch mal eine Lanze für den armen Torpfosten von 1999 brechen. Du bist nicht fair zu ihm, mein lieber Günther!

    Hast Du nicht gesehen, wie er sich damals verzweifelt nach außen gebogen hatte? Ein richtiges Hohlkreuz hatte er gemacht.
    Normalerweise wäre so ein Abpraller irgendwo hin gespritzt.
    Aber unser Pfosten bugsierte ihn genau zur Mitte an den Fünfmeterraum. Genau vor die Füße von Baumann. Und nahm dabei auch noch jedes Tempo aus dem Ball!

    Als ehemaliger Lehrer kannst Du Dich sicher noch an peinlichste Situationen beim Ausfragen eines Schülers erinnern. Du spieltest ihm die Bälle regelrecht auf den Fuß, gabst ihm zig Hinweise, wo es nur ging, aber die Dumpfbacke …

    So verzweifelt war denn auch damals der Pfosten über unseren Club.

  2. GüKo sagt:

    Lieber Michael, einverstanden..
    Vermutlich hab ich den blöden linken Pfosten von knapp 3 Tagen vorher im New Camp gemeint…. SCHOLL hätte das 2:0 gegen Man United gemacht.
    TOR für Dich und Deine Querpässe.
    DANKE!!

  3. Teo sagt:

    1999 hat das GANZE Stadion vor dem Spiel, das vom Stadionsprecher vorgekaute Schmählied auf die dusseligen Bayern gegrölt. Ganz, ganz wenige waren damals still. Ich fand es damals, jung an Jahren, sehr witzig, war aber wie alle im Stadion noch viel stiller…
    Seitdem ist mir Häme fremd. Zuerst kommt das, was der Club erreicht. Dann das, was ihm hilft. Und dann, aber auch erst dann, kann ich nicht verhehlen, dass die Schadenfreude hin und wieder Einzug hält. Das gehört aber auch dazu. Am Samstag wäre mir ein 2:2 in Köln lieber gewesen.

    Dass Ballack Pfiffe mit in die Kabine nahm, war unschön. Ganz ehrlich: Ich dachte in dem Moment: Oh, jetzt wird es noch mal eng. Von Ballack kam nichts, außer:
    Ein häßliches, vorsätzliches Foul an Cohen (ja, der hätte sich über gelb-rot kurz vor Schluss auch nicht beklagen dürfen) ohne Ahndung (ein typisches Ballack-Foul).
    Ein klettenhaftes Verhalten im Bezug auf den Schiedsrichter.
    Keine Ideen, wenig Laufbereitschaft, viel Schatten.

    Es wird ein schwerer Weg zurück für ihn. Nicht nur in der Nationalelf.

  4. Teo sagt:

    soll zu Beginn natürlich: „…war aber wie alle im Stadion AM ENDE noch viel stiller…“

  5. GüKo sagt:

    Lieber Teo,
    das hab ich damals ja gar nicht mitgekriegt. War aber ja schon von Anfang an – das Ganze nachzulesen im Buch, die 2.HZ nachzuhören im Netz- der Meinung, dass da was ganz Schlimmes passieren könnte, passieren wird. War irgendwie darauf vorbereitet, sonst hätt ich es wohl nicht überstanden.
    Mach mir immer noch Vorwürfe, dass ich verkabelt war und mich in der Pause nicht habe mit tragbarem Sender ausstatten lasssen, um mit Mikro live über die Bande zu springen (so wie anno 97 gegen Quelle Fürth beim Spielabbruch am letzten Spieltag in der Regionalliga…) und den Spielern dadurch zu sagen, zu zeigen, zu signalisieren,was sich da gerade -OHNE DEREN AHNUNG- (auch darüber rätzel ich noch, WARUM!!) in der Bundesliga alles zusammenbraute..
    Hätte heute noch Lust darüber ein THEATER-STÜCK zu schreiben..Aber auch das regt mich zu sehr auf..
    Aber damals Schmährufe gegen Bayern?
    Gestern in der PK hab ich dran erinnert, dass es EINMAL größten JUBEL für die BAYERN gab:am 32.Spieltag 07/08 als die daheim gegen Bielefeld spielten und wir hier gegen Duisburg. Als da das erste Tor zum 1:0 für Bayern fiel traute ich meinen OHREN nicht- so groß war der Jubel…
    Zu Ballack. Dieter Hecking sagte gestern auf der PK auf meine Frage: „Pfiffe gegen Ballack? Gab’s die? Dann hab ich die nicht gehört“

  6. Udo Walter sagt:

    Zu Stefan Kießling:
    Ein Spieler, der seine Herkunft am liebsten verleugnen würde und in der Öffentlichkeit für den Verein der ihn groß gemacht hat sowie dessen Fans nichts mehr übrig hat, der muss sich nicht wundern, wenn er von den Fans nicht unbedingt freundlich begrüßt wird. Ich war vor dem Heimspiel gegen Leverkusen in der letzten Saison auf jeden Fall über die Aussagen von Stefan Kießling sehr enttäuscht. Dass die Club-Fans auch anders können, haben Sie bei beispielsweise bei Sammy Sane oder Dieter Eckstein oder auch bei anderen Spielern, die den Verein verlassen haben/mussten, schon bewiesen.

  7. Guenther sagt:

    Bei meiner Recherche unter Clubfans kam mir das auch schon zu Ohren-ich kanns aber fast nicht glauben.WANN und WO hat der Kieß sich abfällig über den Club geäußert, lieber Udo
    Lieber udo Danke für Deinen Kommentar und wenn möglich die näheren Erläuterungen.

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