„Nürnberg grüßt…….!?“

“ Wir rufen Günther Koch “ 2. Kolumne in 2010 
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung

Orange, Mandel, Zucker, Eier- mehr braucht frau nicht um mann und Club-Trottel mit selbstgebackenem Kuchen für dessen sicher mindestens 500. Besuch im Clubstadion vorzubereiten bzw. zu wappnen. Dazu dann im dunklen, kalten Januar 2010 noch die warmen an den Fingerkuppen abgeschnittenen wollenen Fingerhandschuhe zum Aufschreiben möglicher Torschützen und die ebenfalls von der älteren Tochter vor vielen Jahrzehnten gestrickten warmen rot-schwarzen Socken! Eigentlich kann daja nichts mehr schief gehen. Und dann kommt jedesmal die Vorfreude auf das für mich schönste, weil nach oben völlig offene Fußball-Stadion Deutschlands, die lieben Kollegen und vor allem die einmalige Club-Kurve und nicht zuletzt- für Reporter geradezu entscheidend- die hochprofessionelle persönliche technische Betreuung durch die Telecom. All das sucht In Deutschland seinesgleichen. Und in Europa sowieso. Ich weiß, wovon ich rede. Wäre da nicht ein klitzekleines Problem: in diesem Stadion spielt unser aller größtes Fußball-Sorgenkind: der CLUB.
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht-auch wenn er die Wahrheit spricht“ lernten wir als Kinder. Wer einmal, zweimal, dreimal, viermal, ja sogar fünfmal hintereinander verliert, an den glaubt man trotzdem-wenn’s der CLUB ist.
Am Samstag hat der CLUB immerhin n i c h t verloren! Mehr noch: er hat nach fast acht Stunden (477 Minuten) Fußball- und Tor-Suche sogar mal wieder selbst ein Tor geschossen. Noch dazu nach einem Standard und guter scharfer Effet-Freistoss-Flanke vom eleganten Pascal Bieler durch den abermals kampfstarken und wichtigen Christian Eigler- was freilich in Nürnberg immer noch nicht alle begreifen und lieber verdrängen wollen. Natürlich reicht das 1:1 gegen die Ersatz geschwächte Frankfurter Eintracht hinten und vorn nicht, um langsam Licht im dunklen Abstiegs-Keller schimmern zu sehen. Doch man wäre nicht Clubfan, wenn man nicht wüßte: es gibt noch 15 Spiele in der Bundesliga und das ein oder andere kann man vielleicht sogar gewinnen. Fragt sich nur: wann und gegen wen…?! Vor allem, wenn es im Club-Mittelfeld keinen Denker und Lenker gibt und wenn immer wieder vor allem die erfahrenen Spieler entscheidende Fehler machen. Diesmal war es Torsteher Schäfer, dem bei der Kurz-Flanke in Form eines Lupferers durch den Frankfurter Ochs ein krasser Stellungsfehler unterlief. Überhaupt bin ich der Meinung, dass vor allem ein ausgezeichneter, konkurrenzfähiger und vor allem konkurrenzwilliger (!) mitspielender, ehrgeiziger zweiter Torhüter dem Mannschaftsgefüge dieses FCN schon aus psychologischen Gründen mehr als gut täte… 
Trainer Dieter Hecking macht bisher alles richtig. Im Training werden Fehler sofort mit Spielunterbrechung bestraft und knallhart analysiert. So sagt er z.B. auch mal dem unglaublich überschätzten Pinola, dass er einen schlampigen Pass sofort nochmal und zwar bitte präzise spielen muss..
Noch ist der CLUB nicht abgestiegen, aber wenige Tage vor LIchtmess sieht leider vieles danach aus, dass ich im Mai oder schon früher ins Mikrofon jammern muss:“Nürnberg grüßt die Zweite Liga!“

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7 Antworten zu “„Nürnberg grüßt…….!?“”

  1. Konni sagt:

    Hallo Günther!

    Ich kann den Inhalt Deines Berichtes nachvollziehen, aber ich habe auch Dein Bericht am Anfang der Saison gelesen, wo Du unseren Club mit Hoffenheim verglichen hast.

    Ich denke hier hast Du wie alle Verantwortlichen im Verein, die Realität
    vollkommen unterschätzt!

    Beste Cluberergrüsse aus Greding

    Konni

  2. GüKo sagt:

    Ja, das gebe ich zu und da gebe ich Dir Recht. Im Fußball- das erlebe ich jeden Montag selber- sind es außerdem in jedem Spiel drei, vier KLEINIGKEITEN, IMPONDERABILIEN, die sich in Sekundenbruchteilen abspielen (abgefälschter Ball, Lattentreffer, Stellungsfehler, falscher Pfiff…, Preßschlag, vergebene GROSSCHANCHE, Mißverständnisse, Ausrutscher.. etc….!) und dann in dem Spiel a l l e s entscheiden. Wehe, wann das dann mehrfach GEGEN die „eigene“ Mannschaft passiert – wie beim Club – noch dazu hintereinander und dann noch garniert mit langen Sperren einzelner zentraler Figuren und wenn richtige LEADER fehlen.
    Danke für Deine Meinung, beste Cluberer – Grüße nach Greding

  3. Nandl sagt:

    Hallo Günther,

    du hast sehr schön deine Gefühle und Gedanken in Worte gefasst, und sehr ähnlich ergeht es auch mir und wahrscheinlich Tausenden von Fans immer wieder. Auch ich habe meine Club-Socken und den Remember 68-Schal und die Mütze von der Kulmbacher Brauerei mit den roten Haaren (die bei diesen Temparaturen natürlich sehr angemessen ist). Eigentlich erstaunlich, dass wir das alles mitmachen und aushalten! Inzwischen habe ich mir aus Selbstschutzgründen aber doch eine eher stoische Haltung erarbeitet, die mich nicht mehr so oft ins Entsetzen stürzt oder depressive Stimmung und Würgereize auslöst. Einerseits bin ich die Miseren schon gewohnt und andererseits weiß ich, dass immer wieder mal bessere Phasen kommen und dass Nürnberg zwar momentan die zweite Liga zu grüßen scheint, aber auch irgendwann einmal wieder Europa grüßt – wie du begeistert auf der Schallplatte von 1988 (mit Conny Wagner) verkündest. Für diese Saison habe ich den Club praktisch schon abgeschrieben – da müsste noch ein Wunder geschehen, und dass Tavares es bewirken kann, bezweifle ich sehr.

  4. GüKo sagt:

    geb noch lange (?) nicht auf. Wer weiß, was noch alles passiert..
    LG
    GüKo

  5. Camillo sagt:

    Wie klamm der Club zu sein scheint, zeigt sich ja v.a. daran, dass nun wohl gar kein Stürmer mehr verpflichtet wird, obwohl sich Makaay und Vittek quasi selbst angeboten haben bzw. haben anbieten lassen. Hierauf nicht zu reagieren, kann keine sportlichen Gründe haben.
    Mit der Verpflichtung von Tavares ist BESTENfalls der schmerzliche und womöglich entscheidende Abgang von REINARTZ endlich kompensiert – spät, eventuell schon zu spät. Aber klar, wer kein Geld hat, kann eben einfach nicht handeln. Eine Aufstiegsmannschaft kann sich in der Bundesliga nur erfolgreich bewähren, wenn das Gerüst an Bord bleibt. Mit den Abgängen von Reinartz und Herrmann (vielleicht wichtiger als wir alle glauben?) war das nicht mehr gegeben. Naja, und zu den Kleinigkeiten, die dann im Fußball oft den Ausschlag geben, wurde ja oben schon allerhand gesagt.
    Egal, wir hoffen (noch) weiter!

  6. Andreas R. sagt:

    Lieber Guenther,

    auch nach dreimaligem Lesen ist mir der Kern deiner Aussage zum Problemkomplex „2.Torwart“ nicht ganz klar. Daher einige Fragen:

    a) Gehe ich recht in der Annahme, dass du Alex Stephan mittelfristig das Erbe von Schäfer nich zutraust?
    b) Verstehe ich richtig, dass Stephan in deinen Augen zu wenig Druck auf den etatmäßigen 1.Torwart ausübt („konkurrenzwillig (!)“) und sich in Schäfers Leistung so ein gewisser Schlendrian einschleicht?
    c) Siehst du folglich auf der Position des 2.Torwarts einen Handlungsbedarf beim Club?

    Mit der Bitte um Aufklärung und bleib‘ uns als aktiver Journalist noch lange erhalten!

    Beste Grüße,

    Andreas

  7. GüKo sagt:

    Lieber Don Camillo, lieber Andreas,

    ich stimme Euch beiden im wesentlichen zu und was die Rolle von „Pfanne“ anbetrifft, denke ich auch zurück (!) an die Rolle von Klewer (!), der mir einfach zu brav und zu zufrieden war bzw. schien. JEDER Spieler muss zumindest einen gewissen fairen aber sportlichen “ Druck“ von der Konkurrenz verspüren und zu einer Mannschaft- gerade auch neben dem Spiel und im Training – gehören alle Spieler!! Dies wiederum hat entscheidende AUSWIRKUNGEN auf das Binnen-Klima einer Mannschaft. Hast Du beobachtet (wenn Du im Stadion warst), wie sich die FCN-Einwechselspieler im Spiel gegen Frankfurt regelrecht an der entfernten Eckfahne verstecken wollten und der arme Co-Trainer Armin Reutershahn ihnen fast 100 Meter hinterher laufen mußte…? Das machte mich mehr als stutzig…

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