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DA wackelt das ACHTECK

Mittwoch, 27. Oktober 2010

20.Kolumne in 2010 „Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung
auch <mittelbayerische.de>

Der CLUB hat und ist eine MANN SCHAFT! Eine, bei der die Mischung stimmt. Wenn man miterlebt, wie die Cluberer sich ihre Lunge aus dem Leib rennen und mit großer Hingabe auch für ihre Fans spielen, geht einem das Herz auf. Die jungen Clubspieler von anno 2010 sind fast alle Baujahr 1988 bis 1990. Umrahmt und geschützt von reiferen, kernigen Jahrgängen als Abwehr-Korsettstangen: Schäfer, Wolf, Pinola, Nilsson und Simons.

Nilsson und Simons agieren unauffällig erfolgreich. Ein überragender Kapitän Wolf, ein offenbar von Co-Trainer Reutershahn gezähmter Hitzkopf Pinola und vor allem Anführer und Sprachrohr Torhüter Schäfer werden schon mal auffällig. Wäre Letzterer beim Rauslaufen bei Ecken und Flanken der Gegner nur halb so schnell und entschlossen wie beim Rausflitzen über 60 Meter, um fernab seines eigentlichen Aufgabengebiets lautstarker Streit-Teilhaber zu werden – er wäre womöglich noch besser und vor allem immer am richtigen Platz.

Klug und gelehrig sind sie nämlich alle: So ließen Schäfers Vorderleute Wolfsburgs Fußball-Zauberer Diego in der Nähe des Club-Strafraums weitgehend unbehelligt gewähren. Dadurch erlaubten sie Freistöße für Diego immer nur aus 30 bis 40 Metern Distanz. Von so weit weg kann selbst ein Diego den Ball nichts ins Tor schlenzen. Bravo, FCN und Respekt, Herr Hecking!

Auch beim anspruchsvollen und abwechslungsreichen Training ist es eine Freude, den Jungen und Alten zuzuschauen. Drei Tage danach verlieren dann im luftigen Stadion hoch bezahlte Gegner spätestens nach einer Stunde die Lust und die Punkte. Vielleicht liegt’s ja auch an der frischen Luft und dem nicht überdachten Areal, dass im Stadion ohne Schiebedach verwöhnte Gäste ohne Mumm und ohne Kampfgeist sich früh nach einer warmen Kabine sehnen.

In den neuerdings fast überall überdachten Arenen und Futtertempeln ist es unten auf unglücklichen, weil unbelüfteten Rasenflecken sicher gemütlicher, wärmer und nicht so zugig. Ganz anders im luftig-kühlen easyCredit-Stadion der Franken. Dort knallt der vielstimmige, geballte Fußball-Chor der Fans von allen Seiten runter aufs immergrüne Rechteck. Besonders heftig und hart aus der Nordkurve.

Jener drohende Ramba-Zamba- Ultra-Schall verdirbt sensibel veranlagten Großverdienern in kurzen Hosen offenbar gründlich die Laune – vor allem dann, wenn die Jungen Wilden des 1. FCN in Richtung Nordkurve stürmen. Und das immer in der 2. Halbzeit. Da wirbeln, dribbeln, sprinten und tanzen dann Gündogan, Hegeler, Judt, Frantz, Ekici und Schieber (!) und tragen so ihren jugendlichen Anteil zum jeweils alles entscheidenden 2:1-Siegtreffer für die MANNSCHAFT 1. FC Nürnberg bei, dass das Stadion-Achteck nur so wackelt! Wolfsburgs Coach Steve McClaren was not amused. But I really loved it.