FALSCHGELD UND LEHRGELD

9. Kolumne 2010 „Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung
<mittelbayerische.de>

Olic, Olic, Olic! Er ist derjenige, den man beim FC Bayern feiern müsste. Genau so wie Hans Jörg Butt! Letzteren sogar wegen seines Rückens, bzw. Buckels. Alle aber schreiben nur von Robben und Ribéry. Falsch. Beim 1. FCN sind z. B. Charisteas und Mnari diejenigen, die man nachgerade adeln müsste, aber alle reden nur von Bunjaku, Gündogan und Choupo-Moting. Auch falsch. Beim Spiel Hertha BSC gegen den VfB Stuttgart (0:1) war der bedauernswerte Steve von Bergen derjenige, der einem leid tun musste, weil sein Fuß zum „Abfälscher“ wurde, aber alle reden nur vom Glücks-Schützen Cacau. Schon wieder falsch. Und dann wäre da noch der Hauptverdächtige und immer wieder Hauptschuldige neben den oft überforderten Schiedsrichtern: der Ball!

Die Kunststoffkugel spielt oft genug falsch, lässt sich ablenken, um dann unhaltbar frech wie Falschgeld ins Tor zu fliegen. So wie in Berlin. Alle 380 Spieler haben eine Woche lang intensiv trainiert, alle geben am Wochenende ihr Bestes – auch diejenigen, die in Gedanken schon längst bei ihrem nächsten Arbeitgeber sind. Doch wirklich spielentscheidend sind während der 90 Minuten Bruchteile von wenigen Sekunden und klitzekleine Kleinigkeiten.

Nur d i e entscheiden über Sieg oder Niederlage, über Wohl und Wehe des Vereins und natürlich auch des Bank-Chefs, des Trainers, der in Wirklichkeit ein Fußball-Wanderer im großen Fußball-Zirkus ist. Nur weil der hellwache Olic zuletzt zweimal und auf äußerst gekonnte und trickreiche Weise den FC Bayern mit seinen „kleinen“ Toren zum 2:1 gegen Manchester in München und zum 1:3 in Manchester überhaupt im Spiel gehalten hat, kann die FCB AG nun tatsächlich weiter auf drei Hochzeiten feiern. Nur weil Butts Buckel den Ball derart weich auf die Torlinie wie auf eine Kreide-Schiene bugsierte, dass der gar nicht mehr rein ins Tor rollen konnte, ist der FC Bayern in Leverkusen erfreulicherweise unbe- siegt geblieben.

Nur weil sich Charisteas und Mnari, zwei Nationalspieler ihres Landes Griechenland bzw. Tunesien, seit Wochen im Training wie auch auf der Bank vorbildlich mannschaftsdienlich verhalten, stimmt beim 1. FCN auf dem Platz so gut wie alles. Auch wenn die Jungs gegen abgebrühte Großverdiener und Weltklasse-Minimalisten wie Dzeko, Grafite, Josue und vor allem Benaglio vom Werksclub VW-fL Wolfsburg teures Lehrgeld bezahlen mussten.

Großes Lob also an alle Clubspieler, die allerdings am Samstag in Freiburg doch ein Endspiel vor sich haben. Zumindest dürfen sie dort nicht verlieren. Ein Unentschieden gegen Ihresgleichen wäre fast wie ein Sieg. Eine Niederlage jedoch könnte Endzeitstimmung auslösen, denn daheim gegen Dortmund und in Hamburg (0:8 in der Hinrunde!) werden die Trauben sehr hoch hängen. Auf ein letztes Endspiel gegen Köln können wir alle und unsere Nerven gerne verzichten. Bis Samstag! Wir hören uns aus Freiburg.

Euer

Günther Koch

www.guenther-koch.de

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Eine Antwort zu “FALSCHGELD UND LEHRGELD”

  1. Clubnaar seit 1956 sagt:

    Quo vadis FCN

    Jeden Tag eine neue Meldung in den Medien, der Leihspieler 1 würde
    gerne bleiben, soll aber zurück. Der Leihspieler 2 weiß noch nicht was er macht.
    Der Leihspieler 3 sitzt nur auf der Bank, wird wahrscheinlich nicht
    zurückbeordert. Den Stammspieler A will Verein XY kaufen, für
    lächerliches Geld, Der Stammspieler B, sehr erfolgreich in der
    Vergangenheit, fristet auch ein armes Fussballerleben auf der Bank,
    geht vielleicht auch weg! Was bleibt dann noch für den Club übrig? Die A-Jugend? Oder Greuther-Fürth II?
    Wo ist das Geld mal wieder hin beim Club, war das auch nur auf
    Leihbasis da, wie die halbe Mannschaft? Manchmal mein ich, ich pack´s
    nicht mehr. Was hilft mir ein neues „Funktionsgebäude“ mit Museum
    (wäre, wenn genug Geld da wäre, eine feine Sache) aber was will man da
    ausstellen? Die Urkunde von Guinness für den absoluten
    Rekordabsteiger? Kann man gerne darauf verzichten! Wollen wir hoffen,
    das unser neuer Scout der alte Clubberer, als Talentsucher
    erfolgreicher ist, als er als Spieler war. Hoffen wir das Beste!

    Der ewige, enttäuschte, optimistische, jubelende, weinende, fluchende,
    betende, halt ganz normale Clubfan Dieter aus

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