Absoluter Luxus in London
142. Zeitungs-Kolumne „Wir rufen Günther Koch“ für
NEUMARKTER TAGBLATT/ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Printausgabe vom 23.05.2013
vgl.auch www.mittelbayerische.de
„Wembley“ – allein der Klang dieses Namens macht mich schon nervös. Wie hatte ich im April 1972 als junger deutscher Lehrer an einer Grammar-School in London gekämpft, um für meine Frau und mich zwei Karten zum EM-Viertelfinal-Hinspiel England gegen Deutschland zu ergattern. Und was war das dann für ein Spiel! Noch heute gilt es als das beste Länderspiel einer deutschen Nationalmannschaft.
Ersatzgeschwächt, da Vogts, Overath, und Weber verletzt waren, kam Günter Netzer zumeist sogar aus der Abwehr, wo er Höttges unterstützte. Noch heute höre ich das Raunen der Briten, als der langmähnige und langbeinige Netzer mit zwei Doppelpässen auf erst Beckenbauer und dann Uli Hoeneß die völlig verdutzten Engländer Bobby Moore, Bell, Lee und Peters sprachlos hinter sich zurückließ.
Da Grabowski wieder fit war, musste Jupp Heynckes damals zuschauen. Nie werde ich vergessen, wie mir nach dem Spiel und dem 3:1-Sieg nach Toren von Hoeneß, Netzer und Gerd Müller wildfremde Engländer mit Tränen in den Augen gratulierten: „You have a great team!“
Im neuen Wembley Stadion wird übermorgen Jupp Heynckes wieder auf der Bank sitzen. Diesmal aber in voller Trainer-Verantwortung.
Und ehrlich gesagt: ich hab da ein Problem: So sehr ich Jupp Heynckes den Gewinn des Champions -League-Pokals mit dem FC Bayern München gönnen würde, Jürgen Klopp würde ich ihn auch gönnen…! Das ist ein absoluter Luxus: zwei deutsche Mannschaften im Champions-League-Finale – noch dazu in London! Neulich haben wir dieses Phänomen auf BBC diskutiert: „The rise of German Football – just a fleecing moment?“ Da sang ich dann ein hohes Lied auf die deutsche Bundesliga und was hier seitens des DFB, der DFL und der Vereine seit der Blamage während der EM im Jahre 2000 alles investiert, aufgebaut und geleistet wurde.
Womit wir beim Abschluss der 50. Saison eben dieser Bundesliga sind. Wieder gab es an einem letzten Spieltag ein merkwürdiges Ergebnis.
In Dortmund beim Spiel der Borussia gegen den Fast-Absteiger Hoffenheim bedeuteten zwei mehr als berechtigte Strafstöße innerhalb von fünf Minuten (!) und ein zurückgenommenes Dortmunder Ausgleichs-Tor zum 2:2 – auch das völlig zu Recht – den Sieg der TSG aus Hoffenheim.
Das alles passierte in den letzten 13 Minuten (!) und bringt Hoffenheim in die Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern. Unweigerlich musste ich da im Nürnberger Grundig-Stadion mit der letzten 90elf-Konferenz im Ohr an die Trauer bei Fortuna Düsseldorf und mehr noch an unseren Club-Abstieg 1999 denken. Damals gelangen Eintracht Frankfurt in den letzten zehn (!) Minuten drei Tore gegen – Kaiserslautern! Wem ich nun in der Relegation die Daumen halte, weiß ich erst recht nicht!
Tags: 50 Jahre Bundesliga, Borussia Dortmund, Club-Abstieg 1999, Eintracht Frankfurt, FC Bayern, Fortuna Düsseldorf, Hoffenheim, Jupp Heynckes, Letzter Spieltag, merkwürdiges Ergebnis, Relegation gegen Kaiserslautern, Wembley 1972, Wembley 2013
24. Mai 2013 um 22:22
Oh wie ich Dich beneide, einerseits überhaupt im alten Wembleystadion gewesen zu sein, andererseits gerade dieses Spiel hautnah erlebt haben zu dürfen… ich selbst habe da nur das Länderspiel 1969 gegen Österreich (das geniale Tor des unvergesslichen Gerd Müller 2min vor Schluss zum 2:1, ein Tor , das gottseidank in jeder Müller Retrospektive gezeigt wird) und dann noch Uwe´s Abschiedsspiel 1970 gegen Ungarn als legendäre Erinnerung… dazu noch Peles Gastspiel gegen eine kombinierte(!) Nürnberger/ Bayern Mannschaft Anfang der 70er…
Wenn ich Dir für Samstag eine Empfehlung aussprechen darf, dann… pro Klopp… 😉 Heynckes hatte diese Ehre doch schon mal….
Vielleicht wäre es für den deutschen Fussball nicht schlecht, wenn Hoffenheim in der Bundesliga bleibt. Ich glaube, bei Abstieg würde Hoffenheim verstärkt auf ihren Nachwuchs bauen, während in der ersten Liga einige Talente zu haben sein könnten. Auch für den Glubb… Was ist übrigens aus diesem Hoffenheimer Stürmer geworden, der Dir letztes Jahr bei der 2. Mannschaft so gefallen hat?
Schade, dass der Glubb sich nicht um den Rostocker Tom Weilandt zu bemühen scheint. Ich finde ihn ausnehmend gut. Und man kann beim Marek nachfragen. Den würde ich gern beim Glubb sehen. Ab nächstem Jahr wird er wohl unerschwinglich sein.
Entsetzt bin ich über den Abstieg der U19. Und das mit zwei aktuellen Nationalspielern! Wie konnte das nur passieren?
25. Mai 2013 um 16:16
Danke für Deine interessante Antwort..
komm grad von der letzten RL Begegnung
FCN II- 1860 II 0:1,
aber reichlich glücklich für die Löwen, die ohne 8 Stammspieler antraten…. aber auch so sehr gute Leute haben, z.B. Liridon Vocaj (Jg.93)
Bei uns wurde MAREK MINTAL, der BRAVE, endgültig vom Rasen verabschiedet-Er wird Co-Trainer bei der 2.Mannschaft.Hab ihn die letzten Wochen oft beim Training beobachtet-auch da immer VORBILDLICH!
Heute wieder sehr stark-wie auch in allen Spielen der letzten Wochen:
FLORIAN BALLAS (für mich der kommende Innenverteidiger oder 6er)
ANTONIO COLAK (athletischer spielender Mittelstürmer, Typ Mario Gomez.
BERND ROSINGER (Mann mit eingebautem Torriecher aber noch athletischen Rückständen, da erst seit Januar im Profitraining, kam aus Seligenporten)
SEBASTIAN GÄRTNER (ob ers körperlich schafft? Hat ansonsten ALLES!!)
Seeehr Schade aus meiner Sicht, dass FABIAN SCHEFFER (Linksverteidiger mit der Klasse eines Philipp Lahm-keine Übertreibung!!)nach PADERBORN geht…..
Mintal spielte in seinem letzten Spiel GUT!!
26. Mai 2013 um 18:18
Jetzt habe ich schon zwei authentische Spielberichte vom definitiv letzten Mintal-Pflichtspiel lesen können (der andere auf CU von Optimist) – vielen Dank dafür, der Club scheint auch im Unterbau endlich auf nem guten Weg zu sein! Das hat meinen Ärger über den Nicht-Platzverweis von (mindestens) Ribéry doch sehr relativiert. Verdient war der Sieg natürlich schon – Weltklasse-Tor kurz vor Schluss, nachdem der BVB seine Chancen nicht nutzte… ich kann nur immer wieder Mintal zitieren (Interview nach monatelanger Rekonvaleszenz und erneutem Fussbruch (?) im ersten Pflichtspiel danach): „Is normal, is Fusball“.
(Off topic: von Herrn M. Weiß hab ich noch nix gehört, der arme Kerl leidet scheints – drücken wir jetzt Hessen Kassel die Daumen)!
26. Mai 2013 um 21:21
5400 Sekunden dauert ein Spiel… und 2 Sekunden entscheiden ALLES-wenn’s hoch kommt..!DAS gibt’s nur im Fußball
01. Juni 2013 um 20:20
Dieser Kommentar hat nichts mit der Champions League Finale – FCB v BVB – zu tun.
Ich habe gerade das Waldi Buch „Dritte Halbzeit“ fertig gelesen aber ich war enttaeuscht, dass der Name Guenther Koch nirgends erscheint. Fuer mich war Ihre Stimme, Mannis und Bayer die echte Fussball Bundesliga Stimme. Heute in Stadion hat seit Ihren Abgang nicht dasselbe geblieben.