PARTEIISCH FÜR CLUB UND BAYERN

9.Zeitungs-Kolumne im Jahre 2011
“ Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt /Mittelbayerische Zeitung
siehe auch <mittelbayerische.de>

Kann man zwei Frauen gleichzeitig (!) lieben? Mann kann. Aber es ist sehr anstrengend – für alle Beteiligten und auf Dauer untragbar. Kann man zwei Fußball-Vereine lieben? Ja, man kann! Und anstrengend ist es auch nicht – so lange die beiden nicht gegeneinander spielen.

Als Kind und Jugendlicher in München-Schwabing aufgewachsen, versäumte ich so gut wie kein Bayern-Spiel auf Giesings Höhen. Die lange Strecke mit dem Fahrrad kenn ich noch auswendig. Und noch heute sehe ich die Rothosen in ihren damaligen silbergrauen Trikots mit den weinroten Ärmeln vergeblich gegen den Abstieg aus der Oberliga und fast zehn Jahre später vergeblich gegen Borussia Neunkirchen um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfen.

Der Club war damals besser als die Bayern und in der Stadionzeitung „Die Blaue“ (eine hab ich noch…) stand eines Samstags auf der Titelseite: „Heute kommt unser Club!“ Da wirbelten dann Max Morlock Tasso Wild, Heinz Kreißel und Freunde in ihren weinroten Trikots und schwarzen Hosen meine Bayern schwindelig. Nach dem Bundesliga-Aufstieg der Bayern anno 1965 hab ich dann später ab 1977 als mittlerweile längst überzeugter Nürnberger Lehrer und Fußballfan jahrzehntelang die Münchner national und international als BR-Reporter begleiten dürfen.

Höhepunkte waren natürlich die beiden Champions-League Finals 1999 in Barcelona und 2001 in Mailand. Bei den Bayern war ich aber längst nicht so oft wie bei meiner zweiten und größten Fußball-Liebe, den Cluberern. Da werden es demnächst insgesamt 500 Spiele – Europapokalspiele inklusive. Übrigens einmal, es war 1988, gerufen vom Bayern-3-Moderator Günther Jauch. Aber auch in der Regionalliga gegen Burghausen und Weismain begleitete ich den FCN am Mikrophon.

Höchst reizvoll, aber naturgemäß auch kitzlig, wurde es für mich immer dann, wenn meine beiden Fußball-Lieben gegeneinander spielten. Egal, ob beim Pokal-Finale anno 1982 oder beim Phantom-Tor anno 1994, dem 4:0-Kantersieg für den 1. FCN im Jahre 1989 oder neulich im Jahre 2007 beim 3:0 mit Hans Meyer. Oder. Oder.

Da ich noch immer häufig gefragt werde, ob ich nun Club-Anhänger oder Bayern-Anhänger bin, sei es hier abermals und für immer festgehalten: Den Club liebe ich und die Bayern mag ich trotzdem. Das klappt! Vor allem, wenn man wie ich, aufgrund der eigenen bunten Lebens- und Fußball-Geschichte, längst überzeugter Nürnberger und seit 47 Jahren kein Münchner mehr, sondern ganz bewusst bayerischer Fußballfan ist. Also freu’ ich mich heute auf das 182. Derby. Am Fußball-Radio-Mikrophon von 90elf.de werde ich im Stadion volle 95 Minuten lang parteiisch sein: für den CLUB und auch etwas für die BAYERN…

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6 Antworten zu “PARTEIISCH FÜR CLUB UND BAYERN”

  1. Jochen Winfried Schulze sagt:

    Tja, normalerweise wäre man zufrieden, wenn die beiden Lieblingsvereine sich die Punkte teilen – aber dieses 1:1 hilft nun wahrlich keinem von beiden weiter. Wenn´s ganz blöd läuft, kostet Kirchers mir unerklärlicher Pfiff v o r dem vermeintlichen 2:1 in letzter Minute die Clubberer einen EL-Platz und Krafts erneuter Patzer den FCB die CL-Quali.
    So oder so habe ich heute kurz nach 11 Uhr, während mein Fernseher den „Doppelpass“ ausstrahlte, eine Wagner-CD eingelegt: Sie ahnen schon, welche Oper? Ta-taaa-ta-tatata-taaaaaa = in Tönen: a-d-a-d-d-d-a´ … dis´´)
    Seine Sturheit in der T-Frage ist Louis van Gaal letztlich zum Verhängnis geworden. Schade insofern, weil LvG mit der Heranführung junger Eigengewächse nach jahrzehntelanger „Kaufe-Deine-Feinde“-Politik einen Systemwandel eingeleitet hat. Nachdem es mit Thomas Müller so toll und bei Badstuber ganz gut geklappt hat, griff LvG mit Kraft und Breno leider daneben bzw. der Keeper zu oft daneben. Mit Olli Kahn, Manuel Neuer oder wohl auch Jörg Butt stünde Bayern jetzt sicher auf Platz drei und nächste Woche auf zwei, wenn LEV, wie zuletzt immer, besiegt wird…

    LvGs Rauswurf ist, obgleich zuletzt nur noch Auslaufmodell, der Endpunkt (?) einer Wechselorgie in der Bundesliga, die ihrem Ruf mehr schadet als die zehnjährige Titellosigkeit in den europäischen Wettbewerben oder die Abstiege aller Ostvereine (während die Frauen in jenem Zeitraum 6 von 9 möglichen UEFA-Trophäen geholt haben und Turbine Potsdam 5x Meister geworden ist 🙂 .
    Im Ausland ist – zumindest bei den Spitzenvereinen – Kontinuität Trumpf.
    Ausgerechnet in England, dessen flexiblerer Arbeitsmarkt je nach Einstellung sonst als leuchtendes Vorbild oder als düstere Horrorvision gilt, hat man mehr Geduld mit Trainern auf Durststrecken. Alex Ferguson ist seit 25 Jahren „Sir ManU“, hat x Clubbesitzer (!!) kommen und gehen sehen, und Arsène Wenger bal 15 Jahre Monsieur Arsenal. In südlichen Ländern (Ausnahme: Real Madrid) gelten Trainer und Schiedsrichter noch als höchste Autorität gleich nach dem Papst und öffentliche Kritik der Spieler und Fans an ihnen als Tabu; nur die Journalisten dürfen meckern. Entlassungen passier(t)en bis vor kurzem erst bei akuter Abstiegsgefahr. Italiens Liga verbietet sogar, dass ein Trainer während einer Saison zwei Vereine derselben Klasse betreut. Er darf zwar von der Serie A in die Serie B wechseln oder umgekehrt, aber keinen direkten Konkurrenten übernehmen! Die Bundesliga erscheint hingegen als die größte Wiederaufbereitungsanlage Europas: Magath von Schalke nach Wolfsburg, Rangnick von Hoffenheim nach Schalke, Heynckes von Leverkusen zu Bayern usf. Jetzt darf auch Daum plötzlich wieder aufs Karussell springen.
    Dabei haben wir genug junge, begabte, ehrgeizige und erfolgreiche Trainer mit Klopp, Tuchel, Dutt, Schaefer – wer möchte, mag auch Hecking, Kurz und Slomka mitzählen. Die große Konstante in diesem Trubel heißt Thomas Schaaf. Und den“Ferguson des Frauenfußballs“ habe ich sogar persönlich kennengelernt: Bernd Schröder (= Jahrgang wie Sir Alex) trainiert mit zwei kurzen Unterbrechungen schon seit 39 Jahren die Potsdamer Turbi(e)nen!

    LG, JoWinSch

  2. Danny P. sagt:

    Guten Tag,

    nun, bei mir war es nicht der gute, alte Doppelpass, sondern das Bayerische Fernsehen ;-).
    Und darüber hinaus: Für Spieler gibt es Wechselfristen. Also warum nicht auch für Trainer? Sicher, das ließe sich nicht so ohne Weiteres realisieren, schließlich ist ein unpopulär gewordener Spieler leichter zu ersetzen als ein in Misskredit geratener Trainer … Aber wäre das, was Sie, Jochen, über die italienische Liga berichten, nicht zumindest ein Anfang? In Ihrem Beitrag klingt allerdings auch durch, dass es dahingehend in unserer Bundesliga bisher überhaupt keine Regelung gibt … Oder interpretiere ich das falsch?

    Zum Fußball kam ich im Übrigen nicht durch irgendeinen Verein, sondern durch die Radioreportagen. Jeden Samstagnachmittag lief – ob nun im Wohnzimmer oder im Garten – „Heute im Stadion“. Ich wurde auf die Reporter aufmerksam, hörte ihnen immer öfter, immer länger zu – als Blinde Fasziniert davon, was sie taten und wie sie es machten, wie durch ihre Darstellung auch für mich jedes einzelne Spiel eine konkrete Form bekam.
    Das Problem war nur, dass ich zunächst keine Mannschaft kannte – und noch weniger Spieler. Was blieb mir also anderes übrig, als mich meinem Vater anzuschließen und Bayernfan zu sein ;-)?
    Mehr als 15 Jahre reicht diese Erinnerung jetzt schon zurück, bis in meine Grundschulzeit hinein … Und ich bin mir sicher, dass jeder seine ganz persönliche Fußballgeschichte erzählen könnte. Ich für meinen Teil bin mittlerweile unparteiischer Fan und freue mich über 90elf.de.

    Vielen Dank dafür.

    Danny P.

  3. Töffi sagt:

    Hallo GueKo,

    wenn Du von dem „(…) 4:0-Kantersieg für den 1. FCN im Jahre 1986 (…)“ schreibst, meinst Du dann das Spiel, das auf schneebedecktem Boden mit einem roten Ball stattgefunden hat? Das war aber erst im November 1989 gewesen.

    Meine ich zumindest …

  4. GüKo sagt:

    Lieber Fußball-Freunde,
    DANKE für Eure hochinteressanten Zuschriften, Kommentare und Verbesserungen (Töffi!)! Das 4:0 war natürlich 1989, danach ging ich zur Feier des Spiel-Tages mit meiner Frau (was selten genug passierte NACH einem Spiel) abends auswärts essen. Ins Sudhaus. Uns was sag ich Euch. Da verhandelte dann schon der damalige Präsident mit einem englischen Trainer, der dann aber doch in der Schweiz blieb..
    Genial die Ausführungen unseres Freundes aus Berlin.Darf ich davon paar Gedanken vielleicht für meine nächste Reportage am Sonntag Bayern-Leverkusen
    „klauen“ („Wiederaufbereitungsanlage“).
    Und zu Danny: der glücklichste Fan ist sowieso der unparteiische Fan…

  5. jochen winfried schulze sagt:

    o.k. der „WAA-Klau“ ist genehmigt! (geht ja nicht mehr um Wackersdorf …) – aber bitte ohne Nennung meines Namens!

  6. GüKo sagt:

    DAS versteht sich doch von selbst…
    Komm grad von Diskussion:Ein Stadion-viele Namen…
    Morgen gehts dann um den Namen des Club-Sponsors…

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