Mit dem Auto zur Feier

237. Kolumne “ Wir rufen Günther Koch „
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Print Wochenende 05./ 06.Mai 2018
NEUMARKTER TAGBLATT / MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
238. Kolumne hier am 11.Mai vorm LETZTEN SPIEL(TAG) gegen Düsseldorf

Die lange Reise nach Kiel hat sich so was von gelohnt. Obwohl: Auf der Hinfahrt gab es kurzfristig schon ab Nürnberg 40 Minuten Verspätung des ICE, die vorher nicht im Internet angekündigt war: „Zug war nicht rechtzeitig bereit gestellt!“ hieß es lapidar am Bahnsteig – und das im 21. Jahrhundert.
Der Anschlusszug ab Hamburg nach Kiel wurde natürlich verpasst, das hieß: eine Stunde warten. Im Zug hatte es nicht mal Cappuccino gegeben. Auf der Rückfahrt ab Hamburg dasselbe Theater: „Zug war nicht rechtzeitig bereit gestellt.“ Und im Speisewagen gab‘s auch so gut wie nix Warmes : „Technischer Fehler.“ Das macht aber alles nix!
Der Club war nämlich pünktlich und richtig eingestellt. Er legte in Kiel in einem mehr als merkwürdigen Stadion mit einer abenteuerlichen VIP-Holz-Baracke los wie die Feuerwehr: Das überfallartige Angriffsspiel unserer Cluberer in einer variablen 3-2-3-2-Art begeisterte mich. So was habe ich noch nicht erlebt.
Hatte sich der schlaue Fuchs Michael Köllner womöglich gesagt: „Wir haben keine Abwehr“– Emerson und Leibold waren verletzt beziehungsweise gesperrt –, „also spielen wir heute nur mit Angriff!“ Egal: Die Kieler waren in den ersten 20 Minuten völlig verstört, überrascht und so konfus, dass sie Fehler über Fehler machten und unsere Jungs zweimal in Führung gingen.
Das 0:1 durch den in den letzten Wochen einfach überragend spielenden, klugen

Hünen Georg Margreitter und das 1:2 durch den ebenfalls seit Wochen in bestechender Form auftrumpfenden Kapitän Hanno Behrens.
Ich sage Euch eines: Einfach berauschend – das Spiel, die Haltung, der Einsatz und das Endergebnis von 3:1, abermals durch Hanno. Alle drei Tore fielen mit dem Kopf. Nicht nur der oder die Trainer und Betreuer machen bei diesem Club 2017/2018 alles mit Köpfchen – auch die Mannschaft liegt mit 25 Kopfballtoren ligaweit vorne.
Am Montag darauf dann die sensationelle Stimmung im Max-Morlock-Stadion und vor über 45 000 Zuschauern (endlich!) ein verdientes 2:0 gegen Braunschweig. Ich zähle die Tage bis zum hoffentlich bald fälligen Aufstieg.
Auch diese Woche herrschte beim Training im Sportpark Valznerweiher eine hoch konzentrierte und dennoch jederzeit wie selbstverständlich gelassene Stimmung unter allen beteiligten 22 Spielern und Betreuern. Da konnte ich nur staunen. Jeder spielte gegen jeden und achtete aber auch gleichzeitig auf jeden. Natürlich sind alle Konkurrenten, aber eben Sportler mit Respekt vor dem anderen. Das spürt man dicht neben den Trainingsplätzen.
Zuletzt übrigens häufig Platz fünf neben dem Club-Bad. „Baden“ wird der Club hoffentlich nicht mehr gehen, sondern schon am Sonntag in Sandhausen den achten Aufstieg feiern. Natürlich werde ich auch nach Sandhausen fahren – aber mit dem Auto. Dies auch, um danach rechtzeitig bei der Feier mit dem Team am Valznerweiher dabei zu sein. Möge dies dann aber bitte der letzte Aufstieg für alle Zeiten sein. Der Club und vor allem seine Fans haben ihn mehr als verdient.
Euer
Günther Koch

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2 Antworten zu “Mit dem Auto zur Feier”

  1. Joachim Renzikowski sagt:

    Lieber Herr Koch, den Wunsch im vorletzten Satz, auch wenn man sich das Gemeinte denken kann, sollte man lieber nicht aussprechen. Noch dazu angesichts der mit der Club-Historie anscheinend untrennbar verbundenen Achterbahn. Also: Bitte so schnell kein Abstieg mehr!
    Schöne Grüße
    J.R.

  2. GüKo sagt:

    Das eine bedingt doch das andere:kein Abstieg..dann kann es gar keinen Aufstieg mehr geben..
    RSG
    GüKo

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