Wir LIEBEN und wissen NICHTS

163. Kolumne  „Wir rufen Günther Koch“
für NEUMARKTER TAGBLATT/MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Print vom Sa/So 28./29.Juni 2014
vgl.auch www.mittelbayerische.de

Mein Club-Bauchgefühl ist nichts mehr wert. Dafür habe ich mich schon im Mai an dieser Stelle entschuldigt. Bin ich oder ist mein Bauch deshalb jetzt krank? Zum wiederholten Mal: Auch ich will es immer noch nicht glauben, dass wir mit dieser 1. FCN-Mann- schaft abgestiegen sind.

Aber mittlerweile wissen wir ja alle und haben es auf der außerordentlich gut besuchten und in jeder Hinsicht außerordentlich aufschlussreichen Mitgliederversammlung vom vergangenen Montag noch einmal von unserem Vorstand für Sport und Öffentlichkeitsarbeit bestätigt bekommen: Das war zumindest gegen Ende der Saison 2013/2014 im Grunde genommen gar keine richtige Mannschaft mehr.

Vielmehr passierte etwas Schlimmes, das den Erfolg verhinderte: Die Truppe setzte sich als beschäftigte und gut bezahlte Gruppe von Berufsfußballern wohl vor allem mit naturgemäß ganz unterschiedlichen eigenen Zukunftsplänen auseinander statt mit dem jeweiligen Gegner.

Nun aber geht’s bei unserem 1. FC Nürnberg um einen kompletten Neuanfang und nicht wenige – darunter auch ich – staunten, als am ersten Trainingstag über 3000 Club-Fans zum Valznerweiher pilgerten und die Bemühungen der neuen Beschäftigten an ihrem neuen Arbeitsplatz mitverfolgen wollten. Das fand ich sensationell!

Auch die ersten Trainingseindrücke während der Woche machen mir Mut und Hoffnung. Trainer Valérien Ismaël, sein Co-Trainer Roger Stilz – ebenfalls ein hochinteressanter Mann – und unser guter, verlässlicher Marek Mintal haben eine ganze Schar junger und großteils neuer Spieler um sich geschart, die mit Feuereifer bei der Sache sind. Sie werden zukünftig in bzw. gegen Aue, Sandhausen, Aalen, Darmstadt, Heidenheim, Leipzig, St. Pauli, Ingolstadt, Bochum, Karlsruhe, den FSV Frankfurt, Braunschweig, Kaiserslautern, München 60 und Fürth die Clubfarben vertreten.

A propos Fürth: Moritz Rinke, ein begnadeter Fußballer, aber noch besserer Dramatiker, hat ein Schau spiel geschrieben mit dem Titel: „Wir lieben und wissen nichts“. Das hab ich mir diese Woche, genau zu dem Zeitpunkt, als Italien gegen Uruguay auf unrühmliche Weise aus der WM gebissen wurde, im Stadttheater Fürth gegönnt. Da musste ich auch gleich wieder an den Club denken: Wir lieben ihn aber wir wissen doch letztlich nichts oder wenig.

Aber: Wir hängen alle an ihm und geben alles, damit wir die Fehler wieder gut und die unzähligen nicht organisierten, aber auch die organisierten Club-Fans wieder glücklich machen. Das sollte uns gelingen.

 

 

Ü Der bekannte Sportreporter und Club-Experte Günther Koch schreibt hier regelmäßig und exklusiv über das Bundesliga-Fußball-Geschehen. Informieren Sie sich auch unter www.mittelbayerische.de

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3 Antworten zu “Wir LIEBEN und wissen NICHTS”

  1. uli sagt:

    Servus zusammen, zurück aus dem Urlaub und so langsam muss ich mich an die neuen Gesichter des Clubs rantasten!
    Wer startet in Liga 2 richtig durch und wer kann den neuen Josip geben?
    Pack mer´s…
    uli

  2. Michael Fischer sagt:

    Ah, wieder ein schöner Artikel.

    Trotzdem: Dass „diese“ Mannschaft nicht viel drauf hatte, war ziemlich früh klar, und dass sie vor allem in der Breite völlig unzureichend aufgestellt war, ebenfalls.

    Von daher war der Abstieg „dieser“ Mannschaft wirklich kein Wunder. Die hätte immer größte Schwierigkeiten bekommen, auch ohne Verletzungspech.

  3. wallys sagt:

    Nicht wirklich überraschend – Manuel Neuer wurde von den Fans zum „Man of the Match“ gegen Algerien gewählt!

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