CLUB ist wichtiger als WM

162. Kolumne “ Wir rufen Günther Koch
NEUMARKTER TAGBLATT/ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Print:14./15. Juni 2014
vgl.auch www.mittelbayerische.de

München, am 6. Juli 1954. Zwei Tage nach dem glorreichen 3:2-Sieg über Ungarn im WM-Endspiel in Bern: Es gießt in Strömen. Um mich herum Hunderttausende, umrahmt von Ruinen, Ruinen. Oben auf dem Rathausbalkon steht OB Thomas Wimmer. Unten warte ich als Zwölfjähriger, eingequetscht und pitschnass. Hatte es ja als Schwabinger nicht allzu weit bis zum Rathaus.

Endlich war es so weit: Alle Weltmeister wurden unter glückseligem, dankbarem Jubel vorgestellt: Fritz Walter, Helmut Rahn, Toni Turek, Maxl Morlock aus Nürnberg, Charly Mai aus Fürth und… der Hans Bauer aus München. Nie wieder habe ich einen ähnlich eleganten linken Verteidiger alle 14 Tage im Grünwalder Stadion spielen seh’n wie ihn – den schönen, dunkellockigen Hansi Bauer. Damals vor 60 Jahren…

Am Mittwoch dieser Woche durfte ich zusammen mit Hans Bauers Witwe und mit dem 74-er Weltmeister Paul Breitner die Sonderausstellung WM 1954 beim FC Bayern München in der gigantischen Erlebniswelt in der Münchner Arena eröffnen. Einen kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher hatte der faire Hans Bauer damals als WM-Prämien-Geschenk bekommen.

Er war nur in zwei Vorrundenspielen gegen Ungarn (3:8) und die Türkei (7:2) eingesetzt worden. Maxl Morlock aber bekam eine große Fernsehtruhe mit Schiebetüre – damals der absolute Luxus.

Max, der Cluberer, war ja mit der wichtigste Mann in der Elf vom „Wunder von Bern“. Hans Bauer aber war der allererste FC-Bayern-Weltmeister. Viele, viele Bayern -Spieler sollten ihm ab 1974 folgen.

Und der CLUB? Damals war er noch die Nummer Eins in Deutschland. Und nun, 60 Jahre danach, ist er wieder die Nummer Eins – allerdings leider in der Zweiten Liga. Das tut weh und das tat auch meinen Zuhörern in München weh, als die mich, den Cluberer und früheren Münchner, da wieder trafen und reden hörten.

Liebe Freunde, mir ist’s fast egal, wer in diesen vier Wochen in Brasilien Weltmeister wird und wie viele Spiele der Schiedsrichter entscheiden wird. Viel wichtiger ist mir der Club. Wir werden eine technisch und kämpferisch völlig neue, gute, hungrige Mannschaft zusammenstellen.

Unsere Verantwortlichen um Martin Bader, Wolfgang Wolf und Ralf Woy sorgen Tag und Nacht dafür, auch während der Weltmeisterschaft. Als Frau Bauer mir erzählte, dass ihr bei einem Spiel des FC Schmiere mit Sammy Drechsel, Max Morlock und Fritz Walter Sepp Herberger mal anvertraute, dass der Hans zuuu freundlich, zu wenig „giftig“ gewesen sei, wurde mir sonnenklar: Unser national und international erfahrener, intelligenter neuer Club-Trainer Valerien Ismael und unser 1. FCN brauchen 2014/2015 einige „giftige“ Spieler, die alles geben und das FCN-Trikot nicht nur als Berufskleidung überstreifen: Mehr zum Club und vielleicht auch zur WM 2014 demnächst hier!

 

 

 

V

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