Händedruck mit Mame Biram Diouf

152. Kolumne Wir rufen Günther Koch
NEUMARKTER TAGBLATT/ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Print vom 19.12.13
vgl.auch www.mittelbayerische.de

„111 Gründe den 1. FC Nürnberg zu lieben“, so lautet der Titel des unglaublich schönen, lehrreichen, witzigen aber auch wehmütigen Buches von Autor Markus Schäflein (237 Seiten, € 9,95), das vor Weihnachten mit hochaktuellen Details in die Buchläden gekommen ist.
Als ich am vergangenen Samstag in Hannover wie ein Häufchen Elend nach dem Spiel allein im Stadioninneren mit meinem weißen Club-Mitgliedsschal umherirrte, kam eine tröstende SMS von einer anderen feinen Feder: „Jetzt gibt es 112 Gründe…“
In der Tat! Irgendwie muss ich dann trotz verschlossener Zugänge einen Weg nach innen an meinen reservierten Einzelplatz im VIP-Raum gefunden haben. An jenem Tisch saßen, anders als vor dem Spiel, als ich noch den ganzen Gäste Tisch für mich allein hatte, nun sechs dunkelhäutige junge Musiker einer Band. Dachte ich. Nein, Irrtum: Das waren alles Freunde von Mame Biram Diouf, Nr. 39, der dann auch tatsächlich kam mit über den Kopf gezogener Kapuze und mir altem Mann verwundert aber höflich verständnisvoll die Hand reichte und mir direkt gegenüber Entenbraten mit kleinen Klößen und Rotkohl verzehrte.
Mir war da jeder Appetit längst vergangen. Der Ab-Ab-Ab-Abseits-Torschütze zum 2:3 und zum regulären 3:3 schien mit mir zu fühlen und gab mir auf meine Bitte hin als „Andenken“ noch ein sauberst geschriebenes Autogramm auf meinen verkritzelten offiziellen Aufstellungsbogen jenes weiteren Club-Spiels, das ich nie vergessen werde.
Irgendwie schien dem sympathischen Senegalesen das peinlich zu sein. Aber ich wollte seine Unterschrift und dachte, dass ich dieses 3:0/3:3- Traum- und Horror-Spiel so vielleicht noch am ehesten verdauen könnte. Was aber immer noch längst nicht der Fall ist. Dabei war ich vor dem 14. Dezember 2013 eigentlich felsenfest davon ausgegangen, dass ich mit dem 1. FCN schon alle, also wirklich alle Höhen und Tiefen miterlebt hatte bzw. hätte…
Eins aber ist mir seit diesem unseligen vorletzten Spieltag der Hinrunde 2013/2014 auch klar: Wenn die Mannschaft und der gesamte (!) Verein diese bösen Rückschläge nach vielen spielerischen Lichtblicken der letzten Wochen wegstecken und sich auch in der Rückrunde Woche für Woche so geschlossen gegen alle Alu- und sonstige Unbill wehrt, wird nicht nur der Klassenerhalt geschafft.
Dann nämlich wird der 1. FCN e. V. gestärkt wie nie zuvor aus dem ganzen Dilemma hervorgehen. Die letzte Möglichkeit dazu im alten Jahr bietet sich übermorgen im Spiel gegen den FC Schalke 04. Mit Sicherheit werden wieder alle Clubfans ihren FCN unterstützen. Wer so viel Missbill, Missgeschick aber auch eigenes Ungeschick (es ist erlaubt, ein viertes Tor zu schießen!) wegsteckt, der findet in die Erfolgsspur zurück. In diesem Sinne schöne Feiertage und ein gesundes 2014 allen Cluberern – aber natürlich nicht nur diesen.

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