ES GEHT NUR ZUSAMMEN

149. Kolumne „Wir rufen Günther Koch“
NEUMARKTER TAGBLATT/ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Print vom Mittwoch, 06.November 2013
vgl.auch www.mittelbayerische.de

Ich pack das nicht: wieder Freiburg und diesmal ein unglaubliches, aber wahres 0:3. Dabei hatte ich bis zum 0:1 fest an ein 3:0 geglaubt und meine Kollegen um mich herum beruhigt. Vergebens. Weil ich keine Ahnung habe? Nein. Weil der Ball nicht mitspielte!
Und weil schon wieder dieser blöde linke Pfosten gegen uns war. Und das gleich zweimal in einem Spiel! Insgesamt das neunte Mal im 11. Spiel. Bei vielen wurden sofort Erinnerungen an 1999 wach.
Bei mir nicht! Geschätzte 8888 Ballwege, Ballbewegungen, Ballberührungen gibt es während der 90 Minuten. Höchstens 8 von 8888 entscheiden über Sieg oder Niederlage in einem Spiel. Und genau da „entschied“ sich der Ball drei Mal für den SC Freiburg und fünf Mal gegen den 1. FC Nürnberg.
Unmittelbar danach, also noch am selben Abend ab 18 Uhr, fand eine große FCN-Benefiz-Veranstaltung unter dem Motto „Eine Gemeinschaft hält zusammen“ statt. Hier ging es um den seit einem Fußball-Unfall gelähmten Clubfan und Familienvater Bernd aus Kleinschwarzenlohe.
Dieses passende Motto für die Veranstaltung mit 450 Besuchern für einen bei einem FCN-Fanclub -Turnier schwer verunglückten Clubfan sollten wir uns alle zu Herzen nehmen. Natürlich hatte ich schon Wochen vorher zugesagt, mitzumachen – mir aber vorsorglich eine Schonfrist von drei Stunden für die Zeit nach dem Bundesligaspiel gegen Freiburg erbeten.
Mein Thema an dem Abend: „35 Jahre Höhen und Tiefen als Reporter mit dem 1. FC Nürnberg“. Alle in der großen Rangauhalle in Kleinschwarzenlohe spürten dieses einmalige Gefühl: „Wir sind der Club“. So wie für Bernd alle zusammenhalten, müssen alle echten Cluberer jetzt zusammenhalten und vor allem keine Sündenböcke suchen.
Schon gar nicht beim neuen Trainer oder bei einzelnen Spielern. Wie hier in der vergangenen Woche angekündigt, lässt Gertjan Verbeek vertikal nach vorne spielen und aufs Tor schießen. Leider hat es diesmal nicht geklappt.
So viele Torschüsse (20!) hat es sonst vom Club in der Saison noch nie gegeben. Fast leid taten mir die deprimierten jungen Spieler, als sie eine Stunde nach dem Spiel doch tatsächlich der ultimativen Forderung einer mitunter selbstgefälligen Kurven-LIP (Loud Important People)-Minderheit entsprachen und abermals in der Nord Kurve antraten, um sich zu rechtfertigen.
So kann man die Verdienste, die die jungen Freunde und Auswärtsfahrer aus der Kurve haben, aufs Spiel setzen und gleich eine zweite unnötige Niederlage herbeischreien. Spiele kann man verlieren. Leider auch gute.
Gertjan Verbeek guckte ähnlich irritiert wie unsere Spieler. Liebe Cluberer, lasst uns miteinander und nicht gegeneinander arbeiten! Nur gemeinsam können wir die Kurve kriegen. Eine wirkliche Gemeinschaft hält zusammen. Sie stützt gerade dann die Mannschaft, wenn sie Pech hat. Wir sind der Club. Wir alle.

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7 Antworten zu “ES GEHT NUR ZUSAMMEN”

  1. ToFie sagt:

    Danke Günther, für deine sehr treffende Kolumne. Als Augenzeuge des Spiels, der ich extra 200km angereist war, kann ich es selbst mit dem Abstand von vier Tagen noch nicht glauben, dass dieses Spiel verloren ging. Eine solche Leistung hatte ich dieser Mannschaft so schnell nicht zugetraut. Und dann passiert das in der „Fankurve“! Raphael Schäfer sorgte überhaupt erst dafür, dass sich die Mannschaft in Richtung der Kurve bewegte und keiner dieser Kerle schafft es, ihnen für die Leistung (nicht die Niederlage) zu applaudieren! Aber dann was von Gemeinschaft schwafeln und mangelnder Identifizierung mit dem Club! Wenn sich jemand vorbildlich für den Verein einsetzt, dann ist es Schäfer. Aber manche wollen nicht das Wohl ihres Vereins sehen, sondern nur Gründe zum stänkern!

  2. Peter sagt:

    Und manche suchen „trotz extra 200km“ Anreise (by the way, eine „Leistung“, die sich ca 25% der Stadionbesucher jede Woche auf die Fahne schreiben dürften), immer wieder einen Grund, der „Fankurve“ (warum in Anführungszeichen?) stets und ständig das Fansein abzusprechen, während man sich selbt als „wahrer Fan“ (jaja, 200 km und so…) darstellt.

    zu 1) Hier wird mehr als trefflich beschrieben, was WIRKLICH passier ist http://ig-zukunft.de/blog/?p=1338

    zu 2) mit Grausen erinnere ich mich an die „wahren Fans“ auf den Sitzplätzen, die gut vor Jahresfrist Marcos Antonio auspfiffen und zum Teufel jagen wollten. Wohlgemerkt: Der Mann (im Clubtrikot!) hat das schändliche Verbrechen begangen, 15 Minuten schlechten Fußball zu spielen.

  3. GueKo sagt:

    Das mit Marcos Antonio tut mir heut noch so was von weh- zumal seine weinende Frau direkt neben mir saß und ich sie vor dem Spiel (als sie betete..!) ermunterte und vor allem nach dem ersten und dann dem zweiten Mißgeschick tröstete bzw. zu trösten versuchte. Gott sei Dank konnte ich mit ihr und Ihrem Mann bei nächsten Gelegenheiten nochmal kurz zweimal persönlich sprechen.Bei der Gelegenheit, lieber Peter: das einzige, was mich wirklich an manchen (!) Zuschauern (Clubfans sind das für mich keine) so richtig aufregt, ist, dass es immer wieder vorkam (in letzter Zeit Gott sei Dank nicht mehr), dass unsere „eigenen“ Spieler während des Spiels ausgepfiffen werden und -am schlimmsten: dies sogar vor (!!) Betreten des Rasens (bei Einwechslungen). Furchtbar.

    Bei dem einen oder anderen (Sibon z.B., hab ich mich dafür schon mal persönlich entschuldigt)
    Danke für Deinen Kommentar.

  4. ToFie sagt:

    Eine Frage, lieber Peter, habe ich aber trotzdem noch: Findest du es in Ordnung, wie Raphael Schäfer behandelt wird? Ich nicht! Er kann (gerade in dieser Saison) am wenigsten für den Tabellenstand! Und bei den Fans meine ich vor allem die, denen die Ligazugehörigkeit offensichtlich nicht so wichtig ist wie ein Spiel (auch wenn es ein peinlich verlorenes Derby war). Und wenn du nicht verstehst, was ich meine, dann lies die Kommentare auf YaBasta diese Woche!

  5. ToFie sagt:

    Ach ja, und noch was: Ich weiß nicht, wie viel Geld du im Monat zur Verfügung hast, aber wenn ich mit meinen beiden Söhnen für einen Tag nach Nürnberg und zurück fahre, um den Club zu sehen, kostet das ’ne ganze Menge. Das kann ich nicht alle zwei Wochen bezahlen und ich denke, ich gehöre nicht zu den Geringverdienern. Also, bitte schraub auch deine Überheblichkeit ein bisschen runter.

  6. Michael sagt:

    Naja lieber GüKo, dann war das wohl heute noch eine Steigerung gegenüber dem Freiburgspiel, das war der beste Club seit jahren, aber es zeigte auch gnadenlos die Schwachstellen auf. Der def. Bereich ist milde gesagt die Achillesferse den Clubs, nun heißt es bis zur Winterpause Punkte sammeln wie ein Eichhörnchen und dann gezielt verstärken. Einen gescheiten Trainer haben wir jetzt ja, der uns mit seiner Fachkenntnis nach vorne bringen kann. Jetzt fehlen nur noch gezielte Transfer. Und wie ToFie richtig schrieb, wir werden jetzt auch noch 2 mal zum Club fahren, ich bin 97 in der schlimmsten Krise des vereins Mitglied geworden, Platz 16 und Klassenerhalt schaffen wir mit diesem Trainer auf jeden fall. Und zum ersten mal habe ich aller trauer zum trotz eine Aufbruchsstimmung, denn wie heißt es so schön, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. und evtl sollte man demnächst mit Gesprächen wie bei balitsch nicht so lange warten, denn eines kann der immer, KÄMPFEN.

  7. GueKo sagt:

    und hat HEUTE WIEDER SEHR SOLIDE UND GUT GESPIELT…..
    beim 2:1 Sieg vor 272 Zuschauern gegen Bayern Hof!! ( 2 mal Klement, einmal bei 1:0, uneigennützig und mustergültig aufgelegt von Toni Colak)
    Gut auch wieder Michel Ngadeu Ngadjui, und-ebenfalls Innenverteidiger..:Noah Korczowski..!!! Außerdem natürlich: Sebb Gärtner und andere (Maximilian Dittgen in den 17 Minuten mit beherztem PfostenKRACHER..)
    Auch das Spiel der U 17 gegen den 1.FC Kaiserslautern hab ich mir angeschaut: großartig wie die trotz 0:1 nach 2 Minuten (da kamm ich grad zu spät aus dem Stadion..) spielerisch und kämpferisch ein tolles 3:1 gemacht haben:Maximilian Beck, Andreas Knipfer,David Kammerbauer, Steffen Eder,Patrick Kammerbauer,Marius Lehner,Jonas Fries, Marco Schad, Jonas Halbmeyer, Lukas Illig, Cihangir Özlokmann ( flink wie der WIND..) und auf/von der Bank:Florian Kärger,Timo Faust,Kevin Vogelhuber- sowie:Ramon Castellucci, E.Burgutzidis,Sven Landshuter,Lukas Mühle..

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