Ein Profi zu werden, ist nicht alles..

138. Kolumne “ Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung, Printausgabe 28.03.13
vgl.auch www.mittelbayerische.de

Natürlich hab ich mir seinen Namen gemerkt, werde diesen aber um Himmels willen hier aus gutem Grund nicht veröffentlichen… Der Bub war mir schon vergangenes Jahr beim BKR-Hallenmasters der Kleinen in Nürnberg- Altenfurt aufgefallen. Vielleicht wird er oder einer der anderen Jungs, von denen ich mir zumindest drei Namen merken will, mal ein Großer.
So ein Großer wie unser früherer Cluberer Ilkay Gündogan spätestens seit vorgestern Abend einer geworden ist. Er, der trotz Kältegraden und Ostwind in Nürnberg für Deutschland gegen Kasachstan groß aufspielte, förmlich mit dem Ball tanzte, dass einem warm ums Herz wurde: im gewitzten Klein-Klein-Zusammenspiel mit Mario Götze, Marco Reus, Sami Khedira, Mesut Özil, Thomas Müller oder mit Philipp Lahm. Rein körperlich größer werden all diese U11er sicher.
Die Jungs vom 1. FC Nürnberg, vom FC Bayern München, von der SpVgg. Greuther Fürth, von der SpVgg. Unterhaching, vom SC Feucht, vom FC Amberg, von den Kickers aus Würzburg, von der SG Dynamo Dresden, vom FC Ingolstadt 04, dem TSV Altenberg oder vom veranstaltenden TSV Fischbach zauberten am und ohne Ball, dass es nur so eine Freude war. Und die Zuschauer sowie der alte Moderator kamen aus dem Staunen und Schwärmen nicht heraus.
Der beste Spieler kam aus Fürth – meinten die Trainer. Für mich kam er aber aus Feucht. Egal! Die Zukunft wird es weisen. Der beste Torschütze traf für den FC Bayern nach Belieben – allein im Endspiel gegen die Fürther viermal!
Was ich aber sagen will und in Jahrzehnten immer beobachtet habe – auch an einem eigenen Schüler, der später mit dem Club Deutscher Pokalsieger wurde: Nicht die Leistung allein entscheidet, wie weit einer kommen wird. Unweit mehr hängt von der Umgebung, den Eltern, den Trainern, Betreuern, Mitspielern, der Gesundheit und vor allem auch vom Glück ab!
Vielleicht schafft es ja ein ganz anderer von den 94 Jungs vom vergangenen Samstag oder auch gar keiner mal mit den ganz Großen mithalten zu können. Auch egal! Warum jetzt das? Ganz einfach: all diese Jungs und Mädchen haben durch die natürliche erzieherische Wirkung des Fußballspielens für und gegen andere Mannschaften und vor allem durch ihre geschickten BetreuerInnen und TrainerInnen schon jetzt unglaublich viel fürs spätere Leben gelernt: Disziplin, Einsatzbereitschaft, Begeisterungsfähigkeit, Respekt, das Gewinnen – und das Verlieren-Können und vor allem Fairness. Das wiederum ist Lebensvorbereitung beziehungsweise Lebensertüchtigung pur wie sie die Schule leider längst nicht mehr leisten kann. Daher ein großes Dankeschön an all die Tausenden von ehrenamtlichen Trainern, Helfern und Betreuern – egal, wo sie wirken und erst Recht egal, ob einer der Ihren mal ein ganz Großer werden wird!

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2 Antworten zu “Ein Profi zu werden, ist nicht alles..”

  1. Joachim Renzikowski sagt:

    Lieber Herr Koch,

    das ist alles ganz richtig und ich beobachte das auch an eigenen und fremden Kindern, die Fußball spielen oder einen anderen Sport treiben. Wenn es aber in die Welt des Profitums geht, dann kann das mit der Fairness ganz schnell vorbei sein. Fußball ist inzwischen Ökonomie – und Fairness nicht unbedingt ein Marktfaktor. Fast möchte man diesen „kleinen Großen“ wünschen, dass sie diesen Schritt nicht tun.

    Herzlich
    J.R.

  2. GueKo sagt:

    Ja, erst hatte ich eine derartige Wendung in meinem Text tatsächlich auch überlegt…

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