UNRECHT leiden schmeichelt…

132. Kolumne “ Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt /Mittelbayerische Zeitung
Print-Ausgabe vom 19.12.2012
vgl.auch www.mittelbayerische.de
„Unrecht leiden schmeichelt großen Seelen“. Friedrich von Schiller, Don Carlos, 2. Akt, 15. Auftritt. Was ist schlimmer: eine verlorene, unglückliche Liebe wie die des jungen Don Carlos oder ein unglückliches Unentschieden des 1. FCN in Bremen, das insgesamt gesehen sogar glücklich war?
Dem 1. FCN, unserem heiß geliebten Club, wurden im 15. und im 17. Auftritt des 1. Akts, will sagen in der Hinrunde des Schauspiels Bundesliga der Spielzeit 2012/2013, erst in Leverkusen und dann in Bremen wertvolle Punkte geklaut. Genau diese drei Punkte könnten aber gegen Ende der Rückrunde fehlen, um sich frühzeitig zu retten,

locker im Mittelfeld zu tummeln oder gar an die Tür nach Europa zu klopfen.
Zu Recht sind Trainer Dieter Hecking und seine Mannschaft sauer. Schiller kann da keinen trösten. Was aber tun? Auch Linienrichter bzw. Assistenten sind nur Menschen, die es eben – genauso wenig wie Spieler – schaffen, 90 Minuten voll konzentriert zu sprinten, zu schauen, gedanklich richtig zu kombinieren und dann noch blitzschnell den Arm mit der Fahne nach oben zu reißen.
So ein Assistent läuft bei den Ausbildungs-Tests übrigens die 50 Meter in knapp über sechs Sekunden und zudem muss er das periphere, quasi simultane Hin- und Vorbeisehen beherrschen: Linkes Auge: exakte Millisekunde der Ballabgabe (oft noch dazu verdeckt), rechtes Auge: exakt gleiche Höhe mit allen Körperteilen oder etwa doch nicht? Notgedrungen passieren da Fehler.
Vor allem gegen Ende der 90 Minuten, zumal unter Flutlicht. Deshalb wäre es an der Zeit, dass die Fifa endlich technische Hilfsmittel zulässt. Das stelle ich mir so vor: Jede Mannschaft hat pro Spiel zweimal das Recht auf einen Video-Beweis. Dies nur bei zweifelhaften Tor- oder Strafstoß-Entscheidungen sowie bei Roten Karten gegen die eigene Mannschaft.
Das Spiel wird angehalten, die Zeitlupen werden angesehen und auch den Zuschauern gezeigt. Die Schiedsrichter entscheiden dann eventuell neu und nach maximal 90 Sekunden geht das Spiel weiter. Freilich: Fehler wird es auch dann noch geben. Aber es werden deutlich weniger sein.
Die Greuther Fürther können ebenfalls ein gar garstig Lied davon singen, wie oft die Kleinen unbewusst benachteiligt werden. Das müsste ein Ende haben. Doch die saubere Fifa wird weiter zusehen und schweigen befürchte ich.
Zum Abschluss des Kalenderjahres 2012 können wir uns immer noch über vier bayerische Bundesligisten freuen. Doch die Aussicht, dass dies so bleibt, ist nicht groß. Aber ich sage ganz bewusst: Noch ist nicht aller Spiel-Tage Abend, noch sind 17 Partien, also 1530 Minuten zu spielen…!
Allen Fußballfreunden und Fans aller Vereine wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest und dass wir alle 2013 von Verletzungen jedweder Art verschont bleiben und keine größeren Sorgen als falsche Schiedsrichter-Pfiffe haben mögen….

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4 Antworten zu “UNRECHT leiden schmeichelt…”

  1. Manfred sagt:

    Super Kolumne mit grandioser Rhetorik!

  2. wallys sagt:

    http://www.bild.de/sport/fussball/dieter-hecking/wechsel-nach-wolfsburg-perfekt-27777896.bild.html

    ….so ist der Fussball!

  3. wallys sagt:

    endlich ein Trainer der nicht gefeuert wird 😉

  4. wallys sagt:

    http://www.fcn.de/news/artikel/hecking-verlaesst-club/

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