Günther Koch

8.Zeitungs-Kolumne in 2010
 “ Wir rufen Günther Koch“ 
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung <mittelbayerische.de>

Samstag-Nachmittag, 28.Spieltag, kurz vor dreiviertel Fünf: Allianz-Arena in München. Von meinem schönen Reporterplatz auf Block 102 hatte ich längst das Führungstor der Stuttgarter zum 1:2 live geschildert. Doch immer noch kommen unmittelbar links neben mir viele Ahnungslose mit überschäumenden Bierbechern und knusprigen Bratwürsten bewaffnet. Es sind  die wohlbetuchten Fußballgastststätten – Besucher des 21.Jahrhunderts. Entsetzt verschütten sie fast ihr Bier über mein 90elf-Mikrofon, als sie von mir den neuen Spielstand erfahren. Stuttgart führt ! Zur Pause stand es doch noch 1:1. Doch die ist längst vorbei. Jetzt müssen die Ärmsten mir auch noch antworten, ob der FC Bayern das Spiel gegen den VFB Stuttgart noch drehen kann. Noch sind die meisten optimistisch. Doch die munteren und eben nicht von 120 Minuten auf einem Schalker-Pokal-Acker geplagten Cacau, Hleb, Marica, Kuzmanovic und vor allem Molinaro (gegen Robben) und Bouhlarouz (gegen Ribery) vom Verein für Bewegungsspiele aus Stuttgart sind derart mobil auf dem makellosen Arena Rasen unterwegs, dass es bis zum Schluß beim 1:2 bleibt. Zwar ist diese bedauerliche erste Heim-Niederlage seit dem 0:1 gegen Schalke 04 und gegen Jürgen Klinsmann vom 25.April 2009 ein Rückschalg im Kamopf um den wichtigsten und „ehrlichsten“ Titel (Karl Heinz Rummenigge)- nämlich den eines Deutschen Meisters, allerdings hat es der FC Bayern München immer noch selbst in der Hand, durch Siege auf Schalke und in Leverkusen alles klar zu machen. Nur, lieber Mark v.B. und lieber Daniel van B., bitte nicht wieder einfach so aus Laune und Bequemlichkeit vorschnell den Arm heben, wenn der Ball überm eigenen Tor zwar in der Luft aber nur vermeintlich im Aus ist. Nur durch Euer Abwinken nämlich hat sich meiner Meinung nach Torhüter Hans Jörg Butt irritieren und anstecken lassen. Nur so konnte es passieren, dass der auf der Torlinie völlig allein rumstehende und total überraschte Marica den Ball ins Tor nicken mußte. Er konnte gar nicht anders.
Heute Abend wird dann Manchester United durch dieselbe Arena fetzen. Diesmal werde ich als Fan genau hinter diesem Nord-Tor mitfiebern und mich dabei an viele Jahrzehnte herrlicher Europacup-Abende als Reporter von BR und ARD erinnern. Nie vergessen werde ich das grausame Drama vom Champions-League-Finale der Bayern gegen eben dieses Manchester United vom 26.Mai 1999 in Barcelona. Es endete mit der auch für mich als Reporter bittersten  Bayern-Niederlage aller Zeiten. Und zwar nach 1:0 Führung (statt eines möglichen 3:0) innerhalb von 102 Sekunden in der Nachspielzeit.
Knappe drei Tage später saß ich dann schon wieder an meinem angestammten Arbeitsplatz im Nürnberger Franken-Stadion. Ich meldete mich früh orakelnd und am Ende entnervt und entkräftet “ vom Abgrund “ .
Bitte nie wieder!
Zwei Heimspiele hat der Club jetzt unmittelbar vor der rotschwarzen Brust. Beide k a n n er, eines m u ß er gewinnen. Am besten gleich das am kommenden Samstag gegen Mainz 05. Die FCN-Mannschaft ist jung und lernwillig, Dieter Heckings Training anspruchsvoll und wohl dosiert. Da müßte es schon mit dem Fußball-Teufel zugehen, was ich diesmal- anders übrigens als 1999- nicht glaube, wenn unser 1.FC Nürnberg den Klassenerhalt 2010 wieder mal nicht schaffen sollte.
Ein schönes 6 Punkte-Osterfest wünscht
Euer

Günther Koch

Tags: 6 Punkte Osterfest, Abgrund, Butt, club, Manchester, stuttgart

Der Beitrag wurde am Dienstag, den 30. März 2010 um 08:41 Uhr veröffentlicht und wurde unter Direkt gesagt, Print-Kolumnen abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.