REMIS für den Club…
5.KOLUMNE in 2010
“ Wir rufen Günther Koch “
Neumarkter Tagblatt / Mittelbayerische Zeitung
auch:<mittelbayerische.de>
Da sagt Netzer in der BamS doch glatt, dass er die menschlichen Fehler der Schiedsrichter weiterhin unbedingt haben will. Damit wir nach dem Spiel was zum Aufregen und Diskutieren haben. Na sauber. Nein, Danke, Herr Groß-Unternehmer! Unsere Schiris sind schon allein deshalb überfordert, weil das
Spiel längst rasend schnell und unübersichtlich geworden ist. Meistens sind es regelrechte Gedränge-Situationen mit etwa 8 bis 15 Beteiligten und oft genug ist dabei den Schiedsrichtern jede direkte Sicht verstellt. Da lobe ich mir wieder mal den aufrechten Kämpfer und Denker Ralf Rangnick, derzeit bei der am häufigsten unbeabsichtig benachteiligten TSG HOFFENHEIM. Pro Spiel will er jedem Trainer pro Spiel zweimal das Recht einräumen, einen sofortigen TV-Beweis zu fordern. Gut so ! Vielleicht können wir uns dann endlich mal nach einem Spiel über die schönsten und aufregendsten Spielszenen und fußballerischen Leckerbissen erfreuen und müssen uns nicht über diese oder jene Fehlentscheidungen ärgern.
Am Samstag, beim 180. Derby Club gegen den FC Bayern München fanden die aufregendsten Szenen allerdings n a c h dem Spiel statt.
Ein allzeit kampfbereiter Louis van Gaal, derzeit FC Bayern München, attackierte meinen geschmeidigen und durchaus freundlichen Kollegfen Dieter Nickles von sky, indem er ihm barsch vorwarf, keine Ahnung von Fußball im Allgemeinen und vor allem vom gerade beendeten Spiel zu haben. Es war ein für Schiedsrichter Kinhöfer leicht zu leitendes Fußballspiel 1.FC Nürnberg gegen FC Bayern München. Mit wenigen Höhepunkten.
Vielleicht aber kommt ja tatsächlich sogar noch eine Zeit, zu der bestimmte Trainer von höheren Gnaden künftig am besten schon während des Spiels den ahnungslosen Zuschauern und Pressekollegen ohne Trainerausbildung – zu denen ich übrigens nicht gehöre – in Sachen Fußball Nachhilfe-Unterricht geben.
Damit diese Unbelehrbaren um Himmels willen nicht Dinge sehen oder zu sehen glauben, die sie gar nicht sehen sollen.
Ein unerschrockener TV-Adjudant, wohlweislich geschickt getarnt bzw. fast vermummt mit dicker, tief ins magere Gesicht gezogener Schiebermütze, errang für mich bei der Presse-Konferenz im Stadion den Nürnberger Nachspiel-Tapferkeits-Preis („NTP“) . Wagte dieser braunbärtige (war der Bart echt? ), auch von mir vorher noch nie gesehene hochgewachsene, sehr schlanke Unbekannte, schätze so Anfang bis Mitte dreißig, doch glatt – dies allerdings aus sicherer Distanz von gut 10 Metern Abstand und dabei absichernd an die Außenwand gelehnt – den hochsensiblen und argwöhnischen Fußball Gewaltigen van Gaal zu fragen, ob er glaube, dass Journalisten keine Ahnung vom Fußball hätten. Donnerwetter aber auch. Der solchermaßen aus der Reserve gelockte Meister-Trainer ( wehe, er wird es in München nicht…!) sprang zwar nicht gleich runter vom Podium, schaute jedoch wie von den Kameraträgern sehnlichst erhofft, sofort bitterböse und feindselig. Und errötete schlagartig. Dann eine dramaturgisch gut passende Atem- und Denkpause von unendlich langen Sekunden, während derer man im spartanischen Stadion-Keller zu Nürnberg eine Stecknadel hätte fallen hören können. Endlich aber zischte es aus van Gaal: “ Die meisten! “ Noch ein kurzer böser geringschätziger Blick Richtung Außenwand und dem dort lehnenden Schlaks im hellbraunen langen Mantel. Dann war Ruhe im Saal und die Pressekonferenz beendet.
Ach ja- das Derby davor. Da ging’s auf dem Rasen Rechteck, verglichen mit dieser Szene, relativ entspannt zu. Nur gut, dass zwei der dreizehn Bayern-Kicker diesmal noch (?) das Club-Trikot anhatten und auch bravourös für ihren Zeitarbeitsgeber 1. FCN rannten, grätschten, spielten und kämpften.
Bravo, Breno! Bravo, Ottl! Nicht die 67% Ballbesitz der natürlich optisch überlegenen und „gut positionierten“ (van Gaal) Bayern aus München waren spielentscheidend, sondern die größere Hingabe und Freude (!) der Cluberer am Spiel gegen Lahm, Robben, van Bommel, Olic, Gomez u. Co. Das allerdings auch erst nach der Halbzeit mit dem eingewechselten Eric Maxim Choupo-Moting. Dessen reaktionsschnelle Vorarbeit auf Paß von Mike Frantz und des Kollegstufen-Schülers ( vom Bertolt Brecht Gymnasium gleich um die Stadion- Ecke) Ilkay Gündogans Nachschuß-Tor reichten völlig für ein verdientes 1:1 für den CLUB…
Tags: Derby Club gegen Bayern, Gündogan, keine Ahnung, Nachhilfeunterricht, Remis für den Club, TV-Beweis, van Gaal
23. Februar 2010 um 22:22
Früher, als es die heutigen technischen Möglichkeiten noch nicht gab, habe ich mich bei Fehlentscheidungen auch damit getröstet, dass es dann wenigstens Stoff für Diskussionen gibt. Jetzt bin ich aber entschieden dafür, dass man die moderne Technik nutzen sollte, um Fehlurteile zu vermeiden. Die Gründe, die dagegen angeführt werden, sind dem Hauptgrund, der dafür spricht, nämlich eine höhere Anzahl an objektiven, gerechten Entscheidungen zu erreichen, meilenweit unterlegen. Die Gerechtigkeit wird schon seit dem Altertum allgemein als die höchste Tugend angesehen. Warum sollte man, um gerechte Urteile zu fällen, nicht auch moderne Hilfsmittel benutzten? Wie würden wir uns beschweren, wenn z.B. in der Kriminalistik auch heute nur die Methoden eines Sherlock Holmes erlaubt wären. Der Fußball ist aber in dieser Hinsicht im 19. Jahrhundert stehen gebliben.
23. Februar 2010 um 22:22
Ich habe mir das Video von dem Interview des Sky-Reporters mit van Gaal mehrfach auf youtube angeguckt. Ich werde daraus nicht schlau. Im Hinterkopf hatte ich dabei den Artikel aus der NN, in dem Hans Böller van Gaal als großen Schauspieler sieht, der im Umgang mit der Presse in eine Rolle schlüpft – vergleichbar mit der Art und Weise, wie Hans Meyer mit der Presse spielte. Nicht ganz unmöglich, die Frustration über das Unentschieden dürfte aber in jedem Fall der Auslöser für sein Verhalten gewesen sein.
23. Februar 2010 um 23:23
Es gibt keinen logischen Grund, technische Hilfsmittel im Fußball zu verbieten. Stell Dir mal vor, man würde in der Medizin alles ignorieren, was es an Hilfsmitteln gibt. Geradezu sensationell finde ich aber vor diesem Hintergrund, dass die FIFA jetzt tatsächlich vor der WM ab Ende März bei allen teilnehmenden Mannschaften unangemeldete Doping-Kontroll-Besuche durchführen möchte..und jeweils von 8 (!) Spielern Proben nehmen will und während der WM immerhin nach jedem Spiel von jeweils 2 pro Mannschaft. Es geschehen halt doch noch Zeichen und Wunder. Man vgl. meine letzte EM Zeitungs-Kolumne aus dem Jahre 2008 zu diesem Thema. Dann wird der Chip im Ball doch nicht mehr weit sein und der TV-Beweis auch nicht.
24. Februar 2010 um 10:10
Bei Meldungen bzgl. nun neu eingeführter Dopingkontrollen vermute ich immer zunächst einmal eine PR-Aktion zur beruhigung der Öffentlichkeit, sodass ich in deinen Lobgesang leider nicht nicht einstimmen will. Habe mich aber nicht genauer mit dem Thema/ der Meldung beschäftigt.
Bzgl. van Gaal: Ein komischer, mir nicht besonders sympathischer Typ. Aber das muss er ja auch nicht sein. Und für die Medien natürlich herrlich, so ein Unterhalter, fast wie Mourinho – nur treibts der immer noch ein Stück weiter! (vgl. heutige SZ)
24. Februar 2010 um 13:13
Gute Trainingseindrücke vom heutigen vormittäglichen CLUb-TRAINING ! Übungsformen mit Ball und hochinteressanten mannschaftstaktischen Bewegungsrichtungen und Täuschungsmanövern, die ich so noch nicht gesehen habe. Das mit den Anti-Doping Maßnahmen der FIFA meinte ich ja auch- vgl.meine Andeutungen von anno 2008 bzgl. der UEFA…- leicht süffisant..
24. Februar 2010 um 15:15
Videobeweis, Chip im Ball und Chip im Schienbeinschoner! Diese und andere Möglichkeiten bietet die heutige Technik. Was beim Eishockey schon lange funktioniert, wird beim Fußball von konservativen FIFA/UEFA Funktionären gescheut. Vergleiche mit Teufel und Weihwasser kommen mir da in den Sinn. 2x pro Trainer Videobeweis ist völlig ok! Nur was ist wenn der Schiri 3x falsch liegt!? Die Unterbrechung des Spiels kann durch Werbung genutzt werden und spielt mehr Kohle in die Liga. Beispiel: Dieser Videobeweis wird Ihnen präsentiert von xxxx.!
24. Februar 2010 um 16:16
Also wird es so oder soooo immer noch genug zum Diskutieren geben- in unserer Fehler-Gesellschaft..
01. März 2010 um 12:12
Lieber Günther,
in Bochum hat es laut Berichten SCHWERVERLETZTE durch randalierende Fans, bzw. das Entfachen von bengalischen Feuern gegeben. Nichts gegen Stimmung in den Fanblocks, aber das geht zu weit.
Der Club sollte Massnahmen ergreifen. Geldstrafen halten diese Irren anscheinend in keinster Weise ab.
Gruss aus dem Schwarzwald
Ralf Bauer
02. März 2010 um 0:00
Lieber Ralf, es gibt FußballFREUNDE (sehr sympathisch), es gibt FußballFANS ( sympathisch), es gibt -neuerdings – FußballKOSTGÄNGER (weniger sympathisch) und es gibt leider FußballSCHÄDLINGE (höchst gefährlich, feige und vermummt, an Spieltagen unbelehrbar und unsympathisch). Da sind mir vergleichsweise Fußball-Ignoranten noch sympathisch. Der Club wird etwas TUN.Hab mich heute vor Ort persönlich umgehört. Gruss aus dem Umfeld des Stadions.