Autorität für fünf Spiele, oder: Komm, lieber Mai und mache….
12. Kolumne in 2009
Neumarkter Tagblatt / Mittelbayerische Zeitung
Die Ära Klinsmann ist nach 10 Monaten vorbei. Verloren hat für mich dabei aber auch der FC Bayern. Nämlich seinen Nimbus eines einzigartigen, unantastbaren Vorzeige-Vereins. Das, was ich am Samstag in der Arena in Fröttmaning 90 Minuten lang live am Mikrofon erleben musste, war nichts anderes als Alibi-Fußball. Offenbar geht es einigen Trikotträgern und Selbst-Vermarktern beim FCB zu gut. Für mich spielten die nicht gegen den FC Schalke 04, der auf geradezu arrogante Weise das mögliche 0:2 oder gar 0:3 vertändelte, sondern vor allem gegen einen machtlosen Jürgen Klinsmann sowie gegen einen tatenlosen und offenbar uneinigen Vorstand.
Viele Fußballer sind heutzutage Spieler, Gaukler und Reisende, die so was als Erste merken und dann gnadenlos ausnützen. Bin gespannt, wie und ob sich die bei Bayern beschäftigten Handlungsreisenden im Mai plötzlich die Beine aus dem Leib rennen, um jeden Ball kämpfen, plötzlich genau flanken und schießen. Dies wiederum spräche dann weder für deren Charakter als vielmehr für deren unerhörte Macht und nur am Rande auch etwas für die nur geliehene 5 Spiele – Autorität von Jupp Heynckes und die Strenge des alten Haudegens Hermann Gerland. Den harten Hermann allerdings gönne ich vor allem van Bommel, Demichelis, Luca Toni, Podolski u.Co.
Vielleicht hat der schlaue Ribery den Trainer-Wechsel fünf Spieltage vor Schluss geahnt und lacht sich nach seiner vom ihm fast schon erbettelten Gelb Roten Karte im Schauspiel gegen Schalke 04 jetzt womöglich ins Fäustchen und wird am Samstag gegen Gladbach ganz entspannt von der Tribüne aus zusehen und seine sms lesen.
Die Ergebnisse des schwärzesten Wochenendes für alle bayerischen Mannschaften außer der SpVgg Greuther Fürth, die ich am Freitag im dünn besiedelten Ronhof 45 Minuten lang in toller Form sah, ergeben nun ein einmaliges Tabellenbild im bezahlten deutschen Fußball: Von 36 Profi-Vereinen in der 1. und 2. Bundesliga geht es fünf Spieltage und vier Wochen vor Ende der Saison 2008 /2009 noch für 31 (!!!) Clubs um Alles oder Nichts, also um Meisterschaft, Europacup-Teilnahme, Klassenerhalt und um den Aufstieg in Liga 1. So richtig sicher kann sich vor den fünf Mai-Spieltagen nämlich kein Fußball-Unternehmen sein. Höchstens zwei
Dinge stehen für mich so gut wie fest: Vermutlich und erfreulicher Weise wird der SC Freiburg als Aufsteiger in die 1.Bundesliga nicht mehr zu bremsen und leider wird der tapfere und äußerst glücklose SV Wehen Wiesbaden in der 2. Bundesliga nicht mehr zu halten sein.
Deutscher Meister 2009 können fünf Vereine werden, die gegenwärtig nur 3 Punkte trennen. Dabei hat im Endspurt für mich der VfL Wolfsburg die disziplinierteste, Hertha BSc Berlin die solideste, Bayern München die verwöhnteste, der VfB Stuttgart die absolut beste und der Hamburger SV die unberechenbarste Mannschaft.
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28. April 2009 um 17:17
Hi Günther!!
Und was denkst Du macht der CLUB??????
Noch ein Jahr 2. Liga ??????
Beste GRÜSSE aus GREDING
Konni
28. April 2009 um 18:18
Beim Club bin ich mit der Leistung, dem Einsatz und dem Zusammenhalt in der Mannschaft und rundrum (Trainer-Duo!!) seit Monaten sehr zufrieden und hoffe, dass so eine 2.Halbzeit wie gegen Frankfurt nicht mehr vorkommt. Angetan bin ich von der Leistung und der Haltung von Schäfer und Pinola, die so hoffentlich um die 5.Gelbe Karte rumkommen…Das Schlimmste wäre nämlich, wenn neben Mintal, Boakye, Wolf, z.B. gegen Fürth auch noch Schäfer fehlen würde…
Das Spiel gegen den FC Ingolstadt 04 wird für mich übrigens für den CLUB richtungsweisend und äußerst schwierig sein! Lokvenc und Zecke Neuendorf sind mit ALLEN Wassern gewaschene EXTREM WENDIGE KICKER…
DIE Entdeckung der letzten Wochen neben Maroh, Diekmeier und Risse ist für mich übrigens der unglaublich mannschaftsdienlich und unauffällig aber wirkungsvoll agierende REINARTZ!! DAS wird einer!
Komm grad vom Valznerweiher…
Beste Grüße nach Greding
GüKo
29. April 2009 um 17:17
Hallo Herr Koch,
aus Ihrem Kommentar und den Worten auf B3 interpretiere ich, das Sie die Hauptschuld am (bayern-relativ)-desaströsen Abschneiden in dieser Saison vor allem den Spielern anlasten. Das ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, und doch – ist es nicht gerade die besondere Aufgabe eines Bayern – Trainers, diese Herren mit all ihren nicht immer ganz bodenständigen Charakteren so „in Linie“ zu bekommen, so zu Leistung zu animieren, das selbst „Söldner“ (mein Persönlicher Eindruck ist übrigens, das vor allem Toni dieses Attribut gehört) gute Leistung abliefern. Und gerade hier ist m.E. Klinsmann völlig gescheitert. Bei allem was man bei ihm als durchaus interessante Ansätze für neue Sichtweisen bescheinigen kann, in meinen Augen liegt es von daher doch vor allem an Klinsi, das das von Hitzfeld noch sehr gut zusammengehaltene „Söldner-Team“ in dieser Saison so fürchterlich agierte. Und dann so Dinge wie der Donovan, die Rensing-Rochade und das völlige abgleiten von Poldi – das sind doch Dinge, die Klinsmann als nicht kompetent zum Leiten einer Spitzenmannschaft demaskiert haben. Oder liege ich da doch falsch…?
Beste Grüße
Bernd Mühlstraßer aus Oberammergau
29. April 2009 um 19:19
Lieber Bernd Mühlstraßer,
Nein, natürlich liegen Sie da nicht GANZ falsch..-aber es kommen viele Dinge und auch viele Fehler von allen Seiten (!!) zusammen und genau DAS darf bei einem FC Bayern bei den Versprechungen, um nicht zu sagen “ Prophezeiungen “ zu BEGINN der EPOCHE Klinsmann, die ja eine neue ÄRA für den GROSSVEREIN FC BAYERN AG einleiten sollte m.E. nicht in der geballten Form vorkommen.
Auf einem anderen Sender sagte ich, ich glaube es war der MDR oder der HR oder 90elf.de,
dass es jetzt um viel mehr als die Deutsche Meisterschaft 2009 oder die Qualifikation zur Champions-League 2009/2010 geht. JETZT geht es in den verbleibenden 5 Begegnungen UND bei der TRAINER- und KONZEPT-FINDUNG für die nächste Saison 2009/2010
für den FC Bayern um ALLES- nämlich um seinen GUTEN RUF als einzigen VORZEIGEVEREIN Deutschlands..
Beste Grüße aus dem kalten Franken nach Oberbayern!
Ihr
Günther Koch
30. April 2009 um 16:16
Persönlich muss ich einmal sagen: Ich finde es nicht gut, dass der FC Bayern so lange einen Bogen um den Gedanken gemacht hat, den Lothar Matthäus endlich zu seinem Trainer zu machen.
Lothar Matthäus hat zwar in Österreich, in Ungarn oder in Israel keine Mannschaften in den UEFA-Cup oder zur WM-Teilnahme geführt, aber das liegt halt daran, dass Lothar Matthäus emotional (!) voll und ganz mit dem FC Bayern verwurzelt ist und deshalb genau dort hingehört. Kein Wunder, dass der Lothar gerade jetzt seinen Vertrag in Israel nicht verlängert. Er weiß schon, wohin er eigentlich gehört und wo er nicht nur Erfolge, sonder Triumphe feiern würde: Auf der Trainerbank seines Leib- und Magen-Vereins FC Bayern München!
Irgendein Trainer, der aus Holland oder sonst woher aus Europa kommt, macht seinen Job für Geld und nimmt den nächstbesten Job an, wenn ihm dafür Geld angeboten wird. Wäre der neue holländische Trainer im Herbst so erfolgreich, wie es sich die Bayern-Bosse wünschen, dann könnte er schon in einem Jahr Trainer in Barcellona sein.
Lothar Matthäus wäre ein bodenständiger Trainer, der aus Bayern stamt. Er wäre einer, der mit Herz, Leib und Seele beim FC Bayern wäre und noch so hoch dotierte Angebote ablehnen würde, wäre er erst einmal Trainer bei den Bayern. Er ist emotional Bayer wie sonst keiner – und das braucht der FC Bayern!
Nur: Die Bayern-Bosse machen anscheinend den Mega-Fehler, ihn wohl erst ernsthaft in Erwägung zu ziehen, wenn er eine Vereinsmannschaft ins Halbfinale der Champions-League oder eine National-Mannschaft ins Halbfinale einer WM oder EM geführt hat. Lothar Matthäus ist einer vom alten Schlage: Emotional ganz und gar mit einem Verein verwurzelt, nämlich mit dem FC Bayern. Deshalb bin ich davon überzeugt: Wenn er erst einmal Trainer der Bayern wäre, dann hätten wir wohl 10, 20 Jahre lang beim Rekordmeister keine Trainer-Diskussion mehr, sondern den unangefochtenen Lothar matthäus, der die Mannschaft von Erfolg zu Erfolg führt.