GESETZE eines DREHBUCHS

 

24.Kolumne „Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt / Mittelbayerische Zeitung

 

Ein Werbefilm für den Fußballsport sollte es werden. Was also lag näher, als die beiden einzigen wirklich guten deutschen Vereine, den frechen Emporkömmling TSG 1899 Hoffenheim und den FC Bayern München für dieses Projekt zu gewinnen? Drehtag war der Vorabend des Nikolaustages im Jahre 2008. Drehort die monumentale Münchner Fußball Feinschmecker Arena in München-Fröttmaning. Natürlich unter Flutlicht. Im Drehbuch vorher ausdrücklich festgehalten war lediglich, dass der FC Bayern gewinnen muss. Notfalls in der letzten Nachspielsekunde.

Ansonsten sollten und dürften jedoch auch Ralf Rangnicks böse Buben in Blau aus dem badischen Dorf Hoffenheim nach Herzenslust mit und ohne Ball brillieren, die Bayern aber um Himmels willen nicht lächerlich machen.
Ich traute meinen Augen kaum und war vor Begeisterung für und über beide (!) Mannschaften am Mikrofon kaum zu halten. Seit 1972 – damals noch im altehrwürdigen Londoner Wembley Stadion als Deutschland in Grün und Weiß mit dem sprintstarken Torschützen Uli Hoeness, mit Netzer, Breitner, Beckenbauer, Müller u.Co die Engländer 3:1 ins Leere laufen ließ, habe ich kein derartiges Fußball-Fest mehr live erlebt.
Klinsmann und Hoeness auf der Bayern Bank wurden immer blasser und lippenärmer, die Wangen von Jürgen Klinsmann immer eingefallener. Lehrmeister Rangnicks freche Buben zögerten aufreizend lange das 0:1 für die Eindringlinge aus dem Dorf hinaus. Davor und danach versuchte diese Rasselbande – entgegen der ausdrücklichen Vorgabe des Drehbuchs- die Hausherren in eigener Fußball-Futterhalle eben doch lächerlich zu machen. Sogar im Strafraum der Münchner Elite – Kicker wurde auf unverschämte Weise Hacke, Spitze, eins, zwei, drei gespielt.
Plötzlich aber kehrte man aus Angst vor dem lauernden Knecht Rupprecht, alias Ulrich H., demütig in sich, genehmigte den leidgeprüften Trabern aus der Champions-League zunächst ein abgefälschtes Ausgleichstor. Doch gleich darauf wurden die kecken Dorfkicker rückfällig und täuschten das zwar nicht vorgesehene, aber aus purer Lust traumhaft herausgespielte 1:2 zumindest an. Noch dazu frivoler Weise als Beinschuss gegen einen bereits respektvoll in die Knie gegangenen Bayern-Torhüter.
Doch zu guter Letzt legte “ Top dank Hopp“ den Gastgebern pflichtgemäß ja doch noch das Siegtor auf, das diese selber nie geschossen hätten.

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