Eine pfiffige Frau
“Wir rufen Günther Koch” (Neumarkter Tagblatt /Mittelbayerische Zeitung)
Frauen pfeifen auch nicht besser als Männer. Natürlich auch nicht ohne Fehler. Aber Männer tanzen offenbar lieber nach der Pfeife einer Frau.
Egal, ob es die zweifellos vorhandene aber sicher nicht übertriebene Attraktivität, die zweifellos vorhandene aber sicher ebenfalls nicht übertriebene Autorität oder nur ihre erdige sportliche Erscheinung ist – wenn die blonde (!!) Bibiane Steinhaus pfeift, (ge)horchen alle Kicker. Wir sehen keine wegwerfenden Handbewegungen , keine endlosen Diskussionen, keine Rudelbildungen, natürlich keinen Körperkontakt mit der Schiedsrichterin und vor allem keine groben Unsportlichkeiten im Kampf um den Ball. Es wird fast nur Fußball gespielt und demzufolge fast ohne Nachspielzeit.
Am 21. September 2007 pfiff die junge Polizistin ihre erste Zweitliga Partie.
Es war die Begegnung Paderborn gegen Hoffenheim. Vorgestern pfiff Frau Steinhaus ihre dritte Partie in der neuen Saison. Der Kicker gab ihr dafür die Noten 2, 3 und 4. Beachtlich!
Sogar Heißsporn Javier Pinola biss sich am Sonntag lieber auf die Lippen, als dass er beim Empfang der einzigen Gelben Karte im ganzen Spiel die pfiffige und entscheidungsfreudige Frau Steinhaus angemeckert hätte. Dem eher kritischen als strafenden Blick von Frau Bibiane Steinhaus wich er aus und trollte sich. Er wird sich doch nicht etwa geschämt haben?
Die flinke Bibiane Steinhaus musste in den von ihr geleiteten bisher 10 Spielen der 2. Bundesliga noch nie Rot und auch noch nie Gelb Rot zücken.
Auch Gelbe Karten zückte die laufstarke und durchtrainierte Schiedsrichterin insgesamt nur 28 .Das sind weniger als 3 Karten pro Spiel. Alle Achtung!
Sonst schnell ausrastende Männer halten sich bei der Frau mit der gelben Trillerpfeife offenbar im Zaum. Keiner zickt rum. Alle können plötzlich wohltuend fair kämpfen und spielen. Packt eine Frau etwa den Profi auf dem Platz an seiner Ehre als Mann? Befürchtet dieser etwa vor den Augen einer Frau als schwächlich, feige oder hinterhältig zu gelten, wenn er mit faulen Tricks arbeitet, schauspielert, jammert oder gar nachtritt? Entstehen unbewusst vielleicht sogar interne Rang- und Positionskämpfe weil diesmal kein Mann mit Pfeife, sondern eine hellwache Frau alles sieht und alles hört…? .
Bleibt nur zu hoffen, dass Bibiane Steinhaus in ein, zwei Jahren auch den Männern der 1. Bundesliga zeigen darf, wo’s lang geht.
Günther Koch