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Nur der CLUB ist auf Kurs

Mittwoch, 06. Oktober 2010

18.Zeitungs-Kolumne in 2010 „Wir rufen Günther Koch“
Neumarkter Tagblatt/Mittelbayerische Zeitung
<mittelbayerische.de>

Meister Mainz 2011? Es wäre ein wunderbares, modernes Fußball-Märchen. Nämlich darüber, dass Freude, Begeisterung, Gemeinsamkeit und jugendliche Unbekümmertheit mehr zählen als horrende Gagen, Zusatzverträge und pflegliche Rundumbetreuung. Es wäre die wundersamste Meisterschaft aller Zeiten. Der 1. FSV Mainz 05 strahlt von ganz ganz oben über allen. Klasse! Auf Platz 11, und damit vor dem müden FC Bayern, der junge Club aus Nürnberg! Respekt, FCN! Acht der insgesamt neun Punkte nach sieben Spielen wurden satten Gegnern aus der Groß-Kapital-Abteilung der Bundesliga (Hamburg, Leverkusen, Stuttgart, Schalke) förmlich abgetrotzt. Das lässt wirklich aufhor- chen!

Doch Vorsicht: auch im Oktober 2002 hatte der FCN mit Trainer Klaus Augenthaler mal nach sieben Spielen schon neun Punkte. Im Mai 2003 stieg der Club ab. Dennoch gibt 2010 vor allem die Art und Weise, wie die junge Clubmannschaft mit Feuereifer, hoher Laufbereitschaft, bester Kondition und größter taktischer Disziplin sowohl gegen Stuttgart als auch gegen Schalke als Mannschaft (!) zwei Spiele in der Schlussphase für sich entschieden hat, zu großer Hoffnung Anlass! Besser kann eine so junge Gruppe nicht eingestellt sein als es Trainer Dieter Hecking bisher geschafft hat. Wenn dann heute Abend hoffentlich auch die Club-Mitglieder auf der Jahreshaupt-Versammlung ähnlich überlegt und diszipliniert den verbalen Dialog pflegen und sich als e i n e Gruppe verstehen, muss einem um die Zukunft des 1. FCN nicht allzu bang sein.

Dem scheidenden und damit letzten Präsidenten Franz Schäfer gebührt aus dreierlei Gründen großer Dank für geleistete Aufbauarbeit: neue, moderne Satzung, knapper Klassenerhalt und vor allem bald beginnender Bau des FCN- Nachwuchs-Leistungs-Zentrums.

Unser neues bayerisches Sorgenkind heißt FC Bayern München. Man muss sich ernsthaft fragen, wie dem reichsten und in jeder Hinsicht am besten aufgestellten und ausgestatteten deutschen Verein so was passieren kann. In der Warmwassergruppe E der Champions- League mit so bequemen Gegnern wie Basel, Cluj und Rom sind sie zu wenig gefordert.

Aber in der Bundesliga, in der gerade der herrliche Aufstand der unbekümmerten Jugend geprobt wird, wirken die Trikotträger des großen FCB um den Dauermeckerer und Langsam-Läufer van Bommel auf mich wie müde, unzufriedene, glatt rasierte Bankangestellte, die sich wundern, dass ihrem Bankdirektor und dessen Mitschreibern und Buch-Haltern ohne Grund vorzeitig die Luxus-Verträge verlängert wurden. Das war aus meiner Sicht völlig falsch. Hat der unsicher und immer gereizt wirkende van Gaal womöglich zu viel Macht? Der Verein hätte von ihm verlangen müssen, dass der alternde Kader punktuell verstärkt wird. So aber ließ man Lucio gehen und lässt viel Geld auf dem Bayern-Konto verschimmeln statt für die Wackel-Abwehr einzukaufen.

Euer Günther Koch

www.guenther-koch.de