„Ich spinn-aber ich spinn gerne für den Club!“

218. Kolumne “ Wir rufen Günther Koch!“
219. Kolumne (Saison-Rückblick und Ausblick…) 02.06. für Pfingsten 03./04./5.Juni/ 2017
NEUMARKTER TAGBLATT/MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Print: 26.Mai 2017 ZEEEEHN JAAAAAHRE DANACH…
www.mittelbayerische.de

Nürnberg. „Ich spinn‘ –, aber ich spinn‘ gerne für den Club! Der einzige, von dem man es nicht erwartet hat, Kristiansen, haut wie eine Glocke aus 23 Metern mit dem rechten Spann unter die Decke in die Hütte vom VfB. Haltet Euch fest, bleibt ganz ruhig, der Club führt mit 3:2 in der Verlängerung. Ei, es wäre so schön. Es wäre so wunderbar!“
HÖR-COLLAGE siehe LINK „HÖRPROBEN“!

Auf den Satz und auch auf den folgenden werde ich immer mal wieder angesprochen: „Ich glaub‘ es nicht – aber es ist wahr: Leute bleibt stehen, macht, was Ihr wollt: DER Tag kommt nie wieder! Der Club ist Pokalsieger! Hans Meyer: Danke! und Bravo, FCN!“

Seit vielen Jahrzehnten führe ich ein kleines stichpunktartiges, aber durchaus aussagekräftiges Tagebuch, unter anderem auch, um mir gegenüber Rechenschaft abzulegen, was ich mit der mir vom lieben Gott geschenkten Zeit so alles angefangen habe.

Was also steht in meinem Tagebuch am 26. Mai 2007 und was habe ich am 26. Mai im Olympia-Stadion zu Berlin beim Pokal-Finale alles rausgehauen? Obwohl mittlerweile schon ein Jahr beim Privatfernsehen arena unter Drei-Jahres-Vertrag, durfte ich an jenem Samstagabend noch einmal exklusiv und noch dazu offiziell als parteiischer Bayern 3- und Club-Reporter zusammen mit Thomas Kattenbeck das Pokal-Finale 1. FC Nürnberg gegen den VfB Stuttgart in 14 Einzel-Einblendungen übertragen. Das vergesse ich nie!

Als erstes fällt mir ein, dass ich beim 3:2-Siegtor von Jan Kristiansen tricksen musste, weil wir nicht ganz live drauf waren. Als wir etwa eine Minute danach live drauf waren, habe ich einfach so getan, als wäre es live und habe das Tor nachgeschildert. Siehe den transkribierten Text oben.

Irgendwann will ich jetzt aber mit dem Spinnen für den Club aufhören. Es kostet einfach zu viel Kraft, zu viel Zeit und zu viel Nerven – auch und gerade als aktiver und nicht immer glücklicher Aufsichtsrat. Neulich, so sagte man mir, spielten sie in „Heute im Stadion“ nochmal folgende Passage, auf die ich seither auch ab und zu angesprochen werde: „Es ist so wunderbar, es ist so einmalig, es ist so unglaublich! Der Club! Der Club! Der Club! Der Club! Der Club! Der Club! Der Club! Der 1. FC Nürnberg hat es geschafft!“

Noch so vieles fällt mir ein: Zum Beispiel meine Umarmung des DFB-Pokals beim rauschenden Fest im Berliner Ritz, danach mein Spaziergang weit nach 4 Uhr durch Berlin, der Rückflug mit der müden Club-Mannschaft am Mittag und die vom Gewitter gestörte Siegesfeier am Nürnberger Hauptmarkt, wo ich im Jahr 1982 nach dem in Frankfurt unglücklich verlorenen Pokalfinale gegen den FC Bayern München auch schon mal mit Udo Klug traurig-stolz unseren 1. FC Nürnberg feierte.

Und doch muss ich noch einen Gedanken loswerden, der mich seit einigen Jahren verfolgt: Hat dieser Pokalsieg im Mai des Jahres 2007 dem Verein nicht vielleicht in Wahrheit mehr geschadet als genutzt? Waren nicht viele rund um den Valznerweiher danach jahrelang förmlich geblendet vom glücklichen Pokal-Erfolg?

Noch ein letzter Blick in mein Tagebuch: Am Sonntag, 27. Mai, nach der Feier auf dem Hauptmarkt steht da: „Taxi heim“ sowie „Kaputt und glücklich!!“ Ja, so ist es wohl: Unser Club macht einen manchmal kaputt, aber manchmal auch so richtig glücklich – wie zum Beispiel an jenem denkwürdigen 26. Mai 2007.

 

 

 

Tags: , , , , , ,

Hinterlasse eine Antwort