HISTORISCHE CLUB-SPIELE, die man nie vergisst

195. KOLUMNE „Wir rufen Günther Koch“
NEUMARKTER TAGBLATT/ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
www.mittelbayerische.de
Print vom Wochenende 30.04./01.05.

„Für den Club ist alles möglich!“, hatte ich hier unlängst vollmundig behauptet. Da wusste ich noch nicht, was am 23. April 2016 im Grundig-Stadion zu Nürnberg passieren würde. Krank aus dem England-Urlaub zurückgekommen, hatte ich sogar kurz mit dem Gedanken gespielt, mal ausnahmsweise nicht ins Stadion zu gehen.

Aber erstens versuche ich ja immer vor jedem Spiel im Service-Center am Max-Morlock-Platz neue Mitglieder für den 1. FCN zu werben – diesmal waren sogar zwei Clubfans aus Wien dabei – und zweitens wollte ich schau‘n, ob ich wenigstens die erste Halbzeit kräftemäßig durchhalte.

Als dann aber ruckzuck Union Berlin 2:0 vorne lag, stand für mich fest, dass ich mich nach der Halbzeit verdünnisiere. Aber irgendwie brachte ich’s dann doch nicht übers Herz. Und was sag‘ ich Euch: Dann passierte etwas, was selbst ich mit dem Club noch nie erlebt habe. Und diesmal noch dazu im positiven Sinne. Bin ich froh, dabei gewesen und bis zum Ende geblieben zu sein!

Dieser 6:2-Sieg wird sich für immer in meine Erinnerung einbrennen: Neben dem 7:3 gegen damals noch „meine“ Bayern vom 2. Dezember 1967, neben dem 1:0 gegen RW Essen anno 1978, neben dem 2:0 gegen den KSV Hessen Kassel im Juni 1985, neben dem 2:1 in Rom 1988 mit „Nürnberg grüßt Europa!“, dem 4:0 und dem 3:0 gegen die Bayern aus den Jahren 1989 und 2007 und dem Pokalsieg 2007 in Berlin gegen den VFB Stuttgart. Oder auch neben dem 1:0 am letzten Spieltag 1991 in Wattenscheid.

Und ich gebe unumwunden zu: Diese wundersame Wende am vergangenen Samstag hätte ich nie und nimmer für möglich gehalten. Aus einem 0:2-Rückstand innerhalb von 45 Minuten ein 6:2 zu machen und das mit sechs (!) Toren in einer Halbzeit – einfach nur wunderbar. Für mich steht jetzt endgültig und für immer fest: Fußball kann man nicht erklären.

Und den Club, unseren 1. FC Nürnberg, kann man schon dreimal nicht erklären. Den Club muss man erleben! Wie eintönig muss doch das Leben anderer Fußballfans sein, die schon von vorneherein in aller Regel wissen, wie die Spiele letztlich immer enden.

Klar, beim Club muss man immer mit allem rechnen – aber genau das macht das Leben für uns Cluberer so unvergleichlich spannend und abwechslungsreich.

An diesem Samstag also spielen die Union Berlin-Bezwinger Patrick Rakovsky, Miso Brecko, Georg Margreitter, Even Hovland, Laszlo Sepsi, Hanno Behrens, Tim Leibold, Rurik Gislason, Sebastian Kerk, Guido Burgstaller, Niclas Füllkrug, Ondrej Petrak, Kevin Möhwald und Cedric Teuchert bei der Eintracht in Braunschweig.

Ihnen und ihrem idealen Trainergespann René Weiler und Manuel Klökler wünsche ich, dass sie noch dreimal – im Relegationsfall plus zweimal – nach den Spielen ähnlich sprachlos vor Begeisterung einfach nur staunen – so wie an jenem historischen 23. April 2016.

 

 

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