Trick mit Hungerpass oder: Verirrte Kugel am Knöchel

176. Kolumne   (NÄCHSTE, 177.Kolumne,  am 24. für 25.FEBRUAR)
„Wir rufen Günther Koch“
NEUMARKTER NACHRICHTEN/ MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
Print vom 18.02.15
vgl.auch www.mittelbayerische.de

Ermüdende winterliche Autofahrten in den 80er Jahren Richtung Frankfurt hab‘ ich noch in guter Erinnerung. Samstags ging’s oft zur Handball-Bundesliga nach Großwallstadt. Da war ich ab 15 Uhr unterwegs und am Sonntag gegen zwei Uhr wieder daheim.

Die Schlussreportagen gegen Gummersbach, Kiel oder Milbertshofen durften nie länger als vier Minuten sein und der großartige Günther Jauch, unser Nachtarbeiter in der BR-Sportredaktion in München, hat immer meine Reportagen auf vier Minuten gekürzt.

Daran musste ich am Sonntag vor zehn Tagen auf der Autofahrt zum FSV denken. Mein Schwiegersohn und ich waren uns sicher, dass der Club drei Punkte holen würde. Was wir dann aber am Bornheimer Hang erlebten, war Desillusion pur. Bei hundertprozentiger Chancenauswertung nur ein Kopfballtor durch Even Hovland. Der Rest war peinliches Schweigen.

Es brauchte eine Woche, sich davon zu erholen. Dann also das Heimspiel im Stadion mit vielen leeren Sitzen. Es ist noch Fasching, wo mancherorts auf Kommando gelacht werden muss. Auch das kann Drill sein. Doch bei uns lacht keiner mehr. Und gehüpft und gesprungen wird auch nicht etwa auf Kommando, sondern aus reiner Lust und Freude an der Bewegung. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Doch eins: Der Bauern-Trick zum Wegschauen, Weglachen oder Kopfschütteln bei der Ecke vor unserem 1:0 war plump und genial zugleich! So was hab’ ich in fast 50 Jahren als Reporter und Beobachter noch nirgends gesehen. Einen kümmerlichen U-Bahn-Flachpass nur bis zur 16er-Linie spielen, so als habe man keine Kraft für eine hohe scharfe Flanke. Alle hielten die Luft an, wollten ohne Befehl lachen, brüllen oder hüpfen. Alle fielen auf den Hungerpass-Trick herein. Vor allem Union Berlin. Doch es folgte die raffinierte Weiterleitung mit der Hacke von Jakub Sylvestr zum anstürmenden Guido Burgstaller: Ein abgeblockter Schuss und in der nachfolgenden Verwirrung im Getümmel schoss Christopher Trimmel, der arme Berliner, die verirrte Kugel Peniel Mlapa an den Knöchel – und drin war der Ball im Kisterl! Ein Tor nach Flachpass-Ecke aus dem Kuriositäten-Kabinett. Bravo Trainer René Weiler als Trick-Erfinder (?) und Bravo Alessandro Schöpf als Flachpass-Schubser!

Nur der Selbstfaller von Thomas Müller beim Freistoß während der WM in Brasilien im Grotten-Kick gegen Algerien (1:0) war noch unverschämter. Unser oft rätselhafter Club hat im dunkelgrauen Mittelfeld der tristen 2. Bundesliga plötzlich gar Oberwasser und gegen eine hilflose Mannschaft von Union Berlin drei (!) Tore geschossen und drei Punkte eingefahren. So kann’s weitergehen! Auf geht’s liebe Pat, Even, Dave, Jan, Guido, Jakub, Niclas, Ondrej C., Alessandro, Ondrej P., und Peniel! Und dann bitte Ihr nächster Ablenkungs-Trick, Herr Weiler: Am Sonntag in Düsseldorf! Danke!

 

 

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Eine Antwort zu “Trick mit Hungerpass oder: Verirrte Kugel am Knöchel”

  1. GueKo sagt:

    Toller Trick!! Hat sich noch nicht rumgesprochen!!! BRAVO,Cluberer, Bravo, WEILER!

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